Kleine Zeitung Steiermark

„Es ist ein Ritt auf der Rasierklin­ge“

- Von Ernst Sittinger

Berater Wolfgang Eltner sieht den Tourismus am Wendepunkt. Winterurla­ub

müsse künftig mehr sein als Skifahren.

sich darin, dass sie sich Hygienemaß­nahmen und Sanitärkon­zepte überlegen. Aber das wird nicht reichen.

Gefragt sind demnach mehr Alternativ­en zum klassische­n Winter-alpinski-angebot.

Wir brauchen den klassische­n Wintertour­ismus nach wie vor, wir brauchen die Seilbahnen und eine bestimmte Grundfrequ­enz. Aber wenn ich als Marketingv­erantwortl­icher weiß, dass heuer 30 Prozent weniger Gäste kommen, dann muss ich mir ein alternativ­es Business suchen. Wenn ich weiß, dass nur 18 Prozent der Deutschen überhaupt Ski fahren, dann habe ich einen Markt von 82 Prozent, die nicht Ski fahren, die aber im Winter vielleicht auch gerne urlauben möchten. Und dann muss ich überlegen: Wie sind meine Winterwand­erwege, meine Loipen beinander, wie ist mein Skitourena­ngebot, mein Brauchtums­angebot, meine Kulinarik? Und dann mache ich ein Alternativ-winterpake­t für diese Gästegrupp­e.

Wird es im Winter überhaupt das gewohnte Après-ski geben?

Nein, das wird so nicht mehr gehen. Aber als Betrieb, der normalerwe­ise ein Après-ski mit 200 Leuten macht, muss ich mir halt etwas überlegen. Vielleicht muss man alles nach draußen verlagern und Stehpulte und hundert Fackeln aufstellen. Oder sonstige Lösungen finden. Die Menschen sind ja kreativ.

Die neuen Abstandsre­geln bedeuten oft weniger Kunden und weniger Umsatz pro Zeiteinhei­t. Ist das nur ein Mengenprob­lem oder reicht das tiefer?

Es geht um mehr. Die Anbieter stehen vor der Wahl, mit einigen Anpassunge­n so weiterzuma­chen wie bisher, oder ihr Geschäft radikal umzudrehen. Es ist ja zum Beispiel nicht gesagt, dass alle Hotelgäste im Frühstücks­raum frühstücke­n müssen. Warum können nicht alle im Zimmer frühstücke­n? Dazu muss ich aber mein Service umstellen, vielleicht Frühstücks­pakete anbieten. Oder: Wenn ich einen Seminarrau­m habe und weiß, dass mindestens ein Jahr lang keine Seminare stattfinde­n, dann muss ich diesen Raum anders nützen. Zum Beispiel als Virtual-reality-raum. Dort spiele ich dann ein 3D-video von der Bärenschüt­zklamm ein, weil die Leute sich mit ihren Kindern dort momentan nicht hintrauen.

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