Kleine Zeitung Steiermark

Ein Kultursend­er im heimlichen Quotenhoch

- Vom Festival in Grafenegg/nö überträgt ORF III ab 14. August vier „Wir spielen für Österreich“konzerte. Mit Jonas Kaufmann, Anna Netrebko, Rudolf Buchbinder u. a. ORF III-CHEF Peter Schöber

Werktagen mit Krimis wie „Soko Kitzbühel“oder „Stockinger“aus dem Orf-archiv bespielt. Schöber sieht darin kein Problem: Es sei klar, „dass wir dort kein Programm einsetzen, das mit großen Kosten verbunden ist“.

Dem Quotenverg­leich entzieht sich ORF III bis heute, die täglichen Reichweite­n und Marktantei­le werden nicht öffentlich ausgewiese­n. Macht es sich der Spartensen­der zu leicht? Die guten Quoten sporadisch öffentlich machen, die schlechten verschweig­en? Schöber wehrt sich gegen den Vorwurf: Als früherer Chef der Orf-programmpl­anung wisse er, dass die Quote „binnen kürzester Zeit die einzige Maßzahl über Erfolg und Misserfolg wird“.

Das tägliche Schielen auf Reichweite­n ist „schlichtwe­g nicht zielführen­d“. Zu befürchten sei, dass hochwertig­e Nischenpro­grammpunkt­e mit kleinen Zielgruppe­n aus dem Programm fliegen könnten.

In der Frage der Orf-gebühren – die Debatte kehrt verlässlic­h wieder – dienen ORF III und Ö 1 als verlässlic­he Legitimati­on und als Beleg des öffentlich-rechtliche­n Anspruchs. Budgetär kommt ORF III mit seinen 56 Mitarbeite­rn allerdings nur ein Nischendas­ein zu: Das Budget beträgt heuer 20,7 Millionen Euro, mit Aufstockun­gen stehen 22,3 Millionen Euro zur Verfügung.

Mehr als die Hälfte des Geldes, 11,8 Millionen Euro, fließt direkt ins Programm. Mit Sonderfina­nzierungen steigt der

Betrag auf 13,3 Millionen Euro. Zur Orientieru­ng: Der Österreich­ische Rundfunk hat pro Jahr durch Gebühren- und Werbeeinna­hmen rund eine Milliarde Euro zur Verfügung. ORF III steht also bloß für zwei Prozent des Orf-kuchens.

Wie sehr das von Wrabetz angekündig­te Orf-sparpaket in der Höhe von 75 Millionen Euro den Kultursend­er treffen wird, will Schöber nicht bewerten. „Aber klar ist, dass wir in Krisenzeit­en alle gefordert sind, unseren Beitrag zu leisten. So bitter das ist, wird es auch uns treffen, wenn auch hoffentlic­h nicht in starker Form“, sagt der Senderchef, der auch für die Kooperatio­n mit 3sat und Arte verantwort­lich ist.

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“: Dieses so schöne wie oft gebrauchte Zitat wird einmal Mark Twain zugeschrie­ben, einmal Winston Churchill, einmal Kurt Tucholsky ...

Egal, aber der Mann hatte so was von recht. Schon gar, was Voraussage­n für neue Techniken betrifft.

„Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt“, schätzte Ibm-chairman Thomas Watson anno 1943.

Microsoft-gründer Bill Gates soll das Internet noch 1995 für einen „Hype“gehalten haben, mit dem man niemals Geld verdienen könne.

2001 schrieb Matthias Horx, der weissagend­ste aller Weissager, in einem Essay in der „Welt“vom „Ende des digitalen Rausches“, denn: „Das Internet wird kein Massenmedi­um – weil es in seiner Seele keines ist.“

Und der Kölner Verleger Christian Dumont Schütte prophezeit­e 2007 in einem Interview mit der „FAZ“: „In zehn Jahren ist Google tot.“N un, irren ist menschlich, und sogar Alpha-tiere, Zukunftsfo­rscher oder Medienchef­s sind Menschen. Wie übrigens Politiker auch: Als am 1. August 1955 um 17 Uhr das Fernsehen in Österreich sein elektronis­ches Auge aufschlug, winkte der damalige Bundeskanz­ler Julius Raab angeblich grantelnd ab: „Des Büldlgspül wird sich net durchsetze­n.“

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