Ein Kultursender im heimlichen Quotenhoch
Werktagen mit Krimis wie „Soko Kitzbühel“oder „Stockinger“aus dem Orf-archiv bespielt. Schöber sieht darin kein Problem: Es sei klar, „dass wir dort kein Programm einsetzen, das mit großen Kosten verbunden ist“.
Dem Quotenvergleich entzieht sich ORF III bis heute, die täglichen Reichweiten und Marktanteile werden nicht öffentlich ausgewiesen. Macht es sich der Spartensender zu leicht? Die guten Quoten sporadisch öffentlich machen, die schlechten verschweigen? Schöber wehrt sich gegen den Vorwurf: Als früherer Chef der Orf-programmplanung wisse er, dass die Quote „binnen kürzester Zeit die einzige Maßzahl über Erfolg und Misserfolg wird“.
Das tägliche Schielen auf Reichweiten ist „schlichtweg nicht zielführend“. Zu befürchten sei, dass hochwertige Nischenprogrammpunkte mit kleinen Zielgruppen aus dem Programm fliegen könnten.
In der Frage der Orf-gebühren – die Debatte kehrt verlässlich wieder – dienen ORF III und Ö 1 als verlässliche Legitimation und als Beleg des öffentlich-rechtlichen Anspruchs. Budgetär kommt ORF III mit seinen 56 Mitarbeitern allerdings nur ein Nischendasein zu: Das Budget beträgt heuer 20,7 Millionen Euro, mit Aufstockungen stehen 22,3 Millionen Euro zur Verfügung.
Mehr als die Hälfte des Geldes, 11,8 Millionen Euro, fließt direkt ins Programm. Mit Sonderfinanzierungen steigt der
Betrag auf 13,3 Millionen Euro. Zur Orientierung: Der Österreichische Rundfunk hat pro Jahr durch Gebühren- und Werbeeinnahmen rund eine Milliarde Euro zur Verfügung. ORF III steht also bloß für zwei Prozent des Orf-kuchens.
Wie sehr das von Wrabetz angekündigte Orf-sparpaket in der Höhe von 75 Millionen Euro den Kultursender treffen wird, will Schöber nicht bewerten. „Aber klar ist, dass wir in Krisenzeiten alle gefordert sind, unseren Beitrag zu leisten. So bitter das ist, wird es auch uns treffen, wenn auch hoffentlich nicht in starker Form“, sagt der Senderchef, der auch für die Kooperation mit 3sat und Arte verantwortlich ist.
Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“: Dieses so schöne wie oft gebrauchte Zitat wird einmal Mark Twain zugeschrieben, einmal Winston Churchill, einmal Kurt Tucholsky ...
Egal, aber der Mann hatte so was von recht. Schon gar, was Voraussagen für neue Techniken betrifft.
„Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt“, schätzte Ibm-chairman Thomas Watson anno 1943.
Microsoft-gründer Bill Gates soll das Internet noch 1995 für einen „Hype“gehalten haben, mit dem man niemals Geld verdienen könne.
2001 schrieb Matthias Horx, der weissagendste aller Weissager, in einem Essay in der „Welt“vom „Ende des digitalen Rausches“, denn: „Das Internet wird kein Massenmedium – weil es in seiner Seele keines ist.“
Und der Kölner Verleger Christian Dumont Schütte prophezeite 2007 in einem Interview mit der „FAZ“: „In zehn Jahren ist Google tot.“N un, irren ist menschlich, und sogar Alpha-tiere, Zukunftsforscher oder Medienchefs sind Menschen. Wie übrigens Politiker auch: Als am 1. August 1955 um 17 Uhr das Fernsehen in Österreich sein elektronisches Auge aufschlug, winkte der damalige Bundeskanzler Julius Raab angeblich grantelnd ab: „Des Büldlgspül wird sich net durchsetzen.“