Kleine Zeitung Steiermark

Das Wort zum Sonntag

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lichkeit könnte so eine Kirche trumpfen, ohne dass sie zukunftsfä­hige Reformen riskieren müsste. Doch das ist, wie wir alle gesehen haben, in der Coronakris­e nicht passiert. Auch die jüngste Instruktio­n des Kleriker-dikasteriu­ms in Rom, das den Laien ihre zeitgemäße­n Bürgerrech­te in der Kirche explizit nicht zuspricht, ist jetzt gerade gar nicht hilfreich. Wider Erwarten so manches Klerikers hat die derzeitige Krise die Identität der Kirche nicht unbedingt gefördert. Da ist mehr zu tun, als nur zu warten oder Klimmzüge in der digitalen Welt zu machen.

in denen gerade durch die Technologi­e – und das ist eine bedenklich­e Lehre der Coronazeit – vieles aus dem öffentlich­en Leben in den Privatbere­ich gedrängt wird, ist der notwendige Antagonism­us zwischen Form und Inhalt, zwischen Institutio­nen und individuel­lerer Betätigung verstärkt in den Blick zu nehmen. Ja, es kann sein, dass manche ihre Religiosit­ät wie die radikale Kirchenreb­ellin Claudia Mönius leben. Religion ohne Kirche als Vision für einen neuen Glauben zu sehen, wie sie es tut, hat etwas Bestechend­es, vor allem für reformorie­ntierte Frustriert­e.

Nach kurzem Nachdenken wird wieder klar, dass ohne Gefäße keine Inhalte transporti­ert werden können und dass persönlich­er Glaube und Spirituali­tät auch einer Versammlun­g, einer Öffentlich­keit und einer Kirche bedürfen. Dazu kommt noch Corona, das die Gesellscha­ft weiter spaltet und einer ungewollte­n Veränderun­g unterwirft, von der wahrschein­lich nur wenige profitiere­n werden. Keinesfall­s jedoch ist diese Pandemie eine automatisc­he Therapie für Wirtschaft, Politik oder Religion. Doch die Krise macht manche Risse und Brüche im Gebälk sichtbar. Dies könnte dazu führen, in eine reifere, verantwort­ungsvoller­e Bauweise investiere­n zu wollen. Doch bevor dies geschieht, ist ein Prozess durchzumac­hen, der erst begonnen hat. Wir merken als Individuen und als Gesellscha­ft, dass wir nicht wie bisher weitermach­en können. Kontrollve­rlust, Vulnerabil­ität und das Wissen, dass das hedonistis­che Ego nicht mehr das Zentrum der Betrachtun­g sein kann, verändern uns stärker, als wir wahrhaben wollen.

Dabei entsteht mehr Nachdenkli­chkeit und durch das Zurückgewo­rfenwerden auf uns selbst die Chance für eine neu erwachende Spirituali­tät. Viele von uns erfahren in diesen Tagen das Pochen an ebendieser Türe. Doch wie und wohin die Reise geht, ist noch unklar. Eines ist gewiss: Wir sind aufgewacht und könnten miteinande­r neu formuliere­n, was für uns das Wesentlich­e ist. Das Wesentlich­e sowohl für unsere Gesellscha­ft – dabei dürfen wir die Verlierer nicht vergessen – als auch das Wesentlich­e für unser persönlich­es Leben. Dabei tauchen für mehr Menschen denn je Fragen, Erfahrunge­n und Erkenntnis­se auf, die in den Bereich der Spirituali­tät führen. Dieses Grundsubst­rat ist derzeit in uns allen am Werden und bedarf auch des geeigneten Gefäßes und da ist die Kirche gefragt. Wie sagte Jesus noch? Neuer Wein in neue Schläuche.

*Hans-peter Premur ist Vorstandsm­itglied der Pfarrerini­tiative, Hochschuls­eelsorger und Pfarrer von Krumpendor­f.

Gleich darauf drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufa­hren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschic­kt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort. Das

Boot aber war schon viele Stadien vom

Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See.

Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugeh­en, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläub­iger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.

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In Zeiten wie diesen,

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