Kleine Zeitung Steiermark

„Was haben Orange und Banane gemeinsam?“

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Ich kann Elefanten von Hamstern unterschei­den, weil Hamster viel kleinere Rüssel haben, und in etwa kann ich sieben von hundert runterzähl­en. Das Ergebnis ist knapp über 90. Zur großen Überraschu­ng meiner Ärzte bin ich kognitiv sehr stabil. Ich habe 101 Prozent bei dem Test erreicht, weil ich, ohne dass es gefragt war, auch noch Tag und Nacht unterschei­den konnte.

Das eine ist viel heller als das andere, auch wenn ich mich gerade nicht darauf festlegen könnte, welches heller ist. Ich wünschte, mein Kollege Grissemann würde einmal so einen Test machen. Ich wette, er würde vor allem die letzten fünf Fragen nicht beantworte­n können. Der Test beginnt leicht, wird aber immer schwerer. Am Anfang wird man gebeten, sich hinzusetze­n. Nimmt man den Sessel, bekommt man die volle Punktzahl. Wählt man aber eine Kaffeetass­e, gibt es Abzüge. Aber die letzten fünf sind der Hammer. „Wiederhole­n Sie die Worte Nase und Gnu.“In der richtigen Reihenfolg­e! Klingt leicht, aber versuchen Sie es einmal. Dann gibt es ein Kreuzwortr­ätsel, zwar nur mit einem einzigen gesuchten Wort, aber auch das will erst einmal geschafft sein. „Kopfbedeck­ung mit drei Buchstaben.“Erster Buchstabe ist ein H. Ich habe „Har“geschriebe­n, weil Hare ja wohl auch eine Kopfbedeck­ung sind. Bei der dritten Frage habe ich raten müssen, aber man braucht einfach Glück bei schwierige­n Prüfungen. „Was ist größer? Ein Zwerg oder ein Riese?“

Die vorletzte Frage war für mich als Orfler leicht. Wovon lebt der ORF? Erster Buchstabe war ein G. Zwei weitere Buchstaben hatte das Lösungswor­t. Ich habe E, L und D geschriebe­n. Ich musste halt etwas enger schreiben, damit es sich ausgeht. Die letzte Frage, auch Königsfrag­e genannt, lautete: Was haben Orange und Banane gemeinsam? Ich brüllte: „Obst. Das ist beides Obst. Das kenne ich aus dem Supermarkt!“

Noch niemals in der Geschichte dieses Tests hatte jemand so bravourös bestanden wie ich. Die Ärzte erklärten mir, ich wäre geistig so fit, ich könnte jederzeit amerikanis­cher Präsident werden. „Okay“, sagte ich und ging zur amerikanis­chen Botschaft in

Wien, um mich zu bewerben. Sie waren dort auch mächtig stolz auf mein Resultat. „Impressed“, wie der Ami sagt.

Im November seien Wahlen, und ich solle mich bei Kanye West erkundigen, wie man noch ins Rennen um die Präsidents­chaft einsteigen könne. „Das mit den Bananen und Orangen hab ich so leicht beantworte­n können, weil ich immer wieder einkaufen gehe“, informiert­e ich sie, weil ich mir dachte, dass sie sich fragen würden, wieso ich so gut Orangen und Bananen unterschei­den kann.

„Do you wear a mask, when you buy fruit?“, fragte mich der freundlich­e Uniformier­te am sehr gut gesicherte­n Eingang der Botschaft. „Klar“, sagte ich.

Plötzlich wurde er unfreundli­ch. Er bekam kalte Gesichtszü­ge und schob mich aus dem Eingangsbe­reich. Zwei undefinier­bare soldatenha­fte Komplettve­rmummte schossen mir Tränengas in beide Nasenlöche­r und warfen mich in einen Van ohne Kennzeiche­n.

Nach etlichen diplomatis­chen Versuchen hat mich Alexander Van der Bellen aus meinem dunklen Verschlag in einer Amazon-lagerhalle befreien dürfen. Aus Dankbarkei­t erklärte ich ihm auch die Gemeinsamk­eit von Orangen und Bananen. Er wusste das. Klar. Er ist ja auch Präsident.

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