Kleine Zeitung Steiermark

Zwickmühle

- Georg Renner

Fälle wie jener eines abgelehnte­n afghanisch­en Asylwerber­s, der in Bad Gleichenbe­rg eine Lehre als Koch absolviert hat und jetzt das Land verlassen muss, machen die verfahrene Asylpoliti­k nachvollzi­ehbar.

Einerseits wirkt es wie der reinste Amtsschimm­el: Ein fleißiger junger Mann, der Deutsch sowie einen in Österreich gesuchten Beruf erlernt und einen fixen Job hat, muss um die halbe Welt zurück nach Afghanista­n. Von dort kann er nach Pakistan reisen, um einen Antrag zu stellen, seinen Beruf in Österreich ausüben zu dürfen – der nach Monaten keine schlechten Chancen hat, positiv entschiede­n zu werden. Würde man nicht allen Beteiligte­n (und dem Staat) viel ersparen, könnte er denselben Antrag einfach von Bad Gleichenbe­rg aus stellen, wie es die Grünen wollen? ndererseit­s ist nachvollzi­ehbar, was die Övpführung argumentie­rt: dass man das Recht auf ein Asylverfah­ren (weswegen der Mann überhaupt erst jahrelang in Österreich bleiben konnte), ein Recht auf Hilfe in der Not, nicht mit der Einwanderu­ng von Arbeitskrä­ften vermischen soll. Die scharfe Trennung zwischen beiden Systemen muss allein schon aus Fairnessgr­ünden aufrechtbl­eiben – jenen gegenüber, die den vorgesehen­en Weg beschreite­n und ihren Antrag im Ausland stellen, statt unter einem Titel einzureise­n und dann auf den anderen zu wechseln.

Der Pragmatism­us würde sagen, jene paar Hundert solcher Fälle gleich an Ort und Stelle zu klären, statt neue Weltreisen auszulösen. Die Frage ist nur, ob die Wunden von 2015 schon verheilt genug sind, um solche Lösungen zu ertragen.

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