Zwickmühle
Fälle wie jener eines abgelehnten afghanischen Asylwerbers, der in Bad Gleichenberg eine Lehre als Koch absolviert hat und jetzt das Land verlassen muss, machen die verfahrene Asylpolitik nachvollziehbar.
Einerseits wirkt es wie der reinste Amtsschimmel: Ein fleißiger junger Mann, der Deutsch sowie einen in Österreich gesuchten Beruf erlernt und einen fixen Job hat, muss um die halbe Welt zurück nach Afghanistan. Von dort kann er nach Pakistan reisen, um einen Antrag zu stellen, seinen Beruf in Österreich ausüben zu dürfen – der nach Monaten keine schlechten Chancen hat, positiv entschieden zu werden. Würde man nicht allen Beteiligten (und dem Staat) viel ersparen, könnte er denselben Antrag einfach von Bad Gleichenberg aus stellen, wie es die Grünen wollen? ndererseits ist nachvollziehbar, was die Övpführung argumentiert: dass man das Recht auf ein Asylverfahren (weswegen der Mann überhaupt erst jahrelang in Österreich bleiben konnte), ein Recht auf Hilfe in der Not, nicht mit der Einwanderung von Arbeitskräften vermischen soll. Die scharfe Trennung zwischen beiden Systemen muss allein schon aus Fairnessgründen aufrechtbleiben – jenen gegenüber, die den vorgesehenen Weg beschreiten und ihren Antrag im Ausland stellen, statt unter einem Titel einzureisen und dann auf den anderen zu wechseln.
Der Pragmatismus würde sagen, jene paar Hundert solcher Fälle gleich an Ort und Stelle zu klären, statt neue Weltreisen auszulösen. Die Frage ist nur, ob die Wunden von 2015 schon verheilt genug sind, um solche Lösungen zu ertragen.
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