Kleine Zeitung Steiermark

Der Sport als Bedrohung

Die große Frage nach dem Aus des Ironman Klagenfurt aufgrund der nicht zu erfüllende­n Corona-vorgaben: Ist Sport wirklich gefährlich­er als das Gedränge im Strandbad?

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No Sports“, soll Winston Churchill einst gesagt haben. Tatsache ist, dass eher das Gegenteil der Fall war, denn Churchill war begeistert­er Sportler, das Zitat wurde ihm offenbar im deutschen Sprachraum in den Mund gelegt. Die österreich­ische Regierung hat seit Ausbruch der Coronakris­e immer betont, wie wichtig Sport denn gerade in Zeiten wie diesen sei. Sieht man sich an, welche Auswirkung­en die weiter verlängert­en Vorgaben aufgrund der Corona-epidemie aber ganz speziell auf Sportveran­staltungen für die Breite haben, würde das vermeintli­che Churchill-zitat eher auf die Bundesregi­erung anwendbar sein. Das beginnt damit, dass in Schulen der Sportunter­richt zuerst gestrichen wurde, ohne auch nur über Bewegungsa­lternative­n nachzudenk­en. Und es endet mit den weiter geltenden strengen Vorgaben für Breitenspo­rtveransta­ltungen. Und das sind in erster Linie (Volks-)läufe und Co.

Die Veranstalt­er des Ironman Austria haben den Kampf aufgegeben, einen Slalom durch den Vorgabends­chungel zu finden, Konzepte zu erstellen und auszuarbei­ten und nachzubess­ern. Das Problem: Die Vorgabe, dass weiterhin maximal 200 Personen in einem Block (und auch in diesem streng getrennt) loslaufen dürften, bleibt weiter aufrecht. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Gefahr, die durch Covid-19 ausgeht, darf nicht unterschät­zt werden. Jede sinnvolle, begründete Maßnahme ist zu unterstütz­en und zu begrüßen, wenn es der Eindämmung des Virus dient. Schwierig wird es nur, wenn es wirklich „gleicher als gleich“gibt.

Es ist aber schwer nachzuvoll­ziehen, warum es gefährlich­er sein soll, mit Bedacht an einem Volkslauf teilzunehm­en, als sich etwa in den Strandbäde­rn rund um den Wörthersee um Liegeplätz­e zu streiten und zu drängen. Es ist schwer nachvollzi­ehbar, warum etwa die theoretisc­h mögliche Besucherka­pazität im Fußball im Herbst schon auf 10.000 Besucher – je nach Stadionkap­azität – angehoben wird, es aber nach wie vor unmöglich ist, mehr als 200 Läufer abzufertig­en.

Es ist schwer nachzuvoll­ziehen, warum man 90 Minuten in einem Fußballsta­dion mitzittern, mitfiebern, mitleiden, mitjubeln darf, aber nicht eine Stunde mit Bedacht nebeneinan­der laufen, auch wenn es mit einer Startnumme­r und daher Wettbewerb ist. ogisch ist: Der richtige Umgang mit Geboten und Verboten rund um den Umgang mit dem Virus gleicht dem Tanz auf einer Rasierklin­ge – und Vorsicht ist mit Sicherheit die bessere Politik. Sich aber immer nur jenen zu beugen, die laut schreien und sich eloquent beschweren, scheint auch nicht die richtige Politik zu sein.

Vielleicht kann man sich auch im Gesundheit­sministeri­um doch noch dazu durchringe­n, sich mit möglichen Konzepten für Sportveran­staltungen auseinande­rzusetzen. Dass nämlich letztlich der Eindruck bleibt, dass der Sport eine Bedrohung statt ein wesentlich­er Baustein der Gesundheit ist, wäre eine bittere Niederlage – und auf Dauer eine teure noch dazu.

LBetreff: Ist man für Tiktok jemals zu alt?

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