Raiffeisen-chef sieht Anleger in der Pflicht
RBI-CHEF Strobl zur Commerzialbank: „Sollte für Sparer Mindestverantwortung geben.“
Die Raiffeisen-gruppe wird durch den Commerzialbank-skandal finanziell besonders zum Handkuss kommen, obwohl sie mit der Pleitebank keinerlei Verbindungen hat und seit Jahrzehnten auch nicht hatte. Über die Einlagensicherung werden die Giebelkreuzler zur Kasse gebeten, sie müssen fast die Hälfte, konkret 45 Prozent des benötigten Geldes bereitstellen. Die Einlagensicherung wird rund 490 Millionen Euro auszahlen.
fordert als eine Lehre aus dem Skandal, künftig auch Anlegern eine Mindestverantwortung abzuverlangen, „etwa wie bei einer Versicherung ein Selbstbehalt im Schadensfall“. Das „Incentive“, unter der 100.000-Euro-grenze völlig risikofrei anlegen zu können, sollte „ausbalanciert“werden. Die Commerzialbank Mattersburg – Strobl stammt übrigens von dort – hatte bekanntlich etwa auf „Hopsi“sparbücher Zinsen gezahlt, wie sie am Markt aufgrund der Nullzinsen gar nicht darstellbar waren. Das hätte überall die Frage aufwerfen müssen, „ob das plausibel sein kann oder zu den Wundern gehört, die man nicht versteht“, so Strobl. Er selbst habe die Bank aber gar nicht beobachtet.
Die RBI verdiente im ersten Halbjahr 368 Millionen Euro, nach 571 Millionen im ersten Halbjahr 2019. „Angesichts der Krise ist das ein vorzeigbares Ergebnis,“sagt Strobl. Risiken auf der Kreditseite wurden extrem engmaschig unter dem Aspekt der Coronafolgen systematisiert. Die höheren Risikokosten und Wertminderungen machen den größten Teil des um gut ein Drittel gesunkenen Gewinns aus. Die Quote der notleidenden Außenstände ist mit 1,9 Prozent noch extrem niedrig. Vorstand Hannes Mösenbacher erwartet den Höhepunkt bei den Ausfällen im vierten und ersten Quartal 2021. „Wir werden alles beitragen, um Unternehmen zu helfen“, versichert Strobl. „Aber wir werden nicht jeden durchtragen können.“
An der Kostenschraube will die Bank weiter drehen. Einem weitgehend abgeschlossenen Programm mit Einsparungen von 80 Millionen Euro und 200 Mitarbeitern, großteils bei Netzwerkbanken, sollen verstärkte Digitalisierungsprojekte folgen. Nachdem viel mehr Kunden Online-banking genutzt haben und das Homeoffice laut Strobl viele Vorteile hatte, könnte das wohl Folgen für die Filialnetzdichte haben.