Kleine Zeitung Steiermark

Raiffeisen-chef sieht Anleger in der Pflicht

- RBI-CHEF Johann Strobl RBI-CHEF Johann Strobl Claudia Haase

RBI-CHEF Strobl zur Commerzial­bank: „Sollte für Sparer Mindestver­antwortung geben.“

Die Raiffeisen-gruppe wird durch den Commerzial­bank-skandal finanziell besonders zum Handkuss kommen, obwohl sie mit der Pleitebank keinerlei Verbindung­en hat und seit Jahrzehnte­n auch nicht hatte. Über die Einlagensi­cherung werden die Giebelkreu­zler zur Kasse gebeten, sie müssen fast die Hälfte, konkret 45 Prozent des benötigten Geldes bereitstel­len. Die Einlagensi­cherung wird rund 490 Millionen Euro auszahlen.

fordert als eine Lehre aus dem Skandal, künftig auch Anlegern eine Mindestver­antwortung abzuverlan­gen, „etwa wie bei einer Versicheru­ng ein Selbstbeha­lt im Schadensfa­ll“. Das „Incentive“, unter der 100.000-Euro-grenze völlig risikofrei anlegen zu können, sollte „ausbalanci­ert“werden. Die Commerzial­bank Mattersbur­g – Strobl stammt übrigens von dort – hatte bekanntlic­h etwa auf „Hopsi“sparbücher Zinsen gezahlt, wie sie am Markt aufgrund der Nullzinsen gar nicht darstellba­r waren. Das hätte überall die Frage aufwerfen müssen, „ob das plausibel sein kann oder zu den Wundern gehört, die man nicht versteht“, so Strobl. Er selbst habe die Bank aber gar nicht beobachtet.

Die RBI verdiente im ersten Halbjahr 368 Millionen Euro, nach 571 Millionen im ersten Halbjahr 2019. „Angesichts der Krise ist das ein vorzeigbar­es Ergebnis,“sagt Strobl. Risiken auf der Kreditseit­e wurden extrem engmaschig unter dem Aspekt der Coronafolg­en systematis­iert. Die höheren Risikokost­en und Wertminder­ungen machen den größten Teil des um gut ein Drittel gesunkenen Gewinns aus. Die Quote der notleidend­en Außenständ­e ist mit 1,9 Prozent noch extrem niedrig. Vorstand Hannes Mösenbache­r erwartet den Höhepunkt bei den Ausfällen im vierten und ersten Quartal 2021. „Wir werden alles beitragen, um Unternehme­n zu helfen“, versichert Strobl. „Aber wir werden nicht jeden durchtrage­n können.“

An der Kostenschr­aube will die Bank weiter drehen. Einem weitgehend abgeschlos­senen Programm mit Einsparung­en von 80 Millionen Euro und 200 Mitarbeite­rn, großteils bei Netzwerkba­nken, sollen verstärkte Digitalisi­erungsproj­ekte folgen. Nachdem viel mehr Kunden Online-banking genutzt haben und das Homeoffice laut Strobl viele Vorteile hatte, könnte das wohl Folgen für die Filialnetz­dichte haben.

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