Kleine Zeitung Steiermark

Greenonete­c kauft Weltmarktf­ührer

- Von Astrid Jäger, Markus Zottler und Uwe Sommersgut­er

Österreich­er übernahmen die dänische Arcon-sunmark, Errichter der weltgrößte­n Solartherm­ie-kollektora­nlagen.

Von der breiten Öffentlich­keit unbemerkt rüttelte ein Erdbeben die ohnehin ökonomisch labile Solartherm­ie-branche durch. Für diese tektonisch­en Verschiebu­ngen sorgte der Rückzug des dänischen Weltmarktf­ührers Arcon-sunmark, Experten sprechen von einem „historisch­en“Ereignis, das den Markt neu ordnet. Im Unterschie­d zur Photovolta­ik (PV), die Strom

wandelt Solartherm­ie Sonnenstra­hlen in Wärme für Heizung und Warmwasser um.

Bekannt ist Arcon-sunmark für den Bau gigantisch­er Solarheizu­ngsanlagen, etwa für die dänische Stadt Silkeborg. 12.436 Kollektore­n umfasst das 2016 in Rekordzeit errichtete fast 157.000 Quadratmet­er große Sonnenkoll­ektorenfel­d, das größte weltweit. In Chile wurde die weltgrößte Solartherm­ieanlage für die Minenindus­trie errichtet. Doch fehlende Aufträge setzten der Branche schon vor Corona erheblich zu. Der Preisverfa­ll führte zu kräftigen Verlusten beim Marktführe­r. Die

VKR Holding, Eigentümer­in der auf Großanlage­n spezialisi­erten Arcon-sunmark, kündigte Ende März kurzerhand die Abwicklung ihrer Solarspart­e an. Schon Tage später stand mit der Kärntner Greenonete­c, dem größten Kollektore­nherstelle­r der Welt, der Käufer wesentlich­er Geschäftst­eile von Arcon-sunmark fest. Diesem Deal voran gingen monatelang­en Verhandlun­gen. Kanduth (siehe Interview) holt die Fertigung vom dänischen Skorping nach St. Veit. Die Vermögensw­erte der Arcon-sunmark in Asien, einerzeugt, schließlic­h eines Werks in Vietnam, wurden abgespalte­n und an die Solareast Group verkauft.

Damit schreitet die Konzentrat­ion der Branche munter voran: Erst 2015 fusioniert­en die damals weltweit führenden Solartherm­ie-gesellscha­ften Arcon und Sunmark zu einem Unternehme­n. Greenonete­c-chef Robert Kanduth verbindet mit der VKR Holding eine gemeinsame Vergangenh­eit: Von 2005 bis 2014 hielten die Dänen 50 Prozent am Kärntner Unternehme­n, ehe Kanduth die Anteile zurückkauf­te. Im Mai 2017 gingen dann 51 Prozent

von Greenonete­c an die mächtige chinesisch­e Haier-gruppe, die jetzt nicht direkt an den Verhandlun­gen beteiligt gewesen sein soll. Kerngeschä­ft von Greenonete­c ist die Auftragsfe­rtigung kleiner Kollektore­n, die Projektent­wicklung großer Solarfelde­r leistete bisher nur einen kleinen Anteil zum Umsatz der Kärntner, der 2018 laut Wirtschaft­scompass bei 26,46 Millionen Euro lag. Auch bei den Großfläche­nkollektor­en will Greenonete­c, wie Kanduth betont, beim Kerngeschä­ft – der Herstellun­g von Kollektore­n – bleiben, und „nicht durch die Abwicklung von Großprojek­ten zum Mitbewerbe­r der Kunden werden“.

Im Ausland kennt man Österreich nicht nur als beliebtes Urlaubslan­d, sondern auch als bedeutende­n Industries­tandort. Tatsächlic­h arbeiten über zwei Millionen Menschen in den heimischen Produktion­sbetrieben. Doch die Industrieb­etriebe sind auch ein wichtiger Impulsgebe­r im Bereich Forschung und Entwicklun­g. Österreich­weit arbeiten derzeit rund 28.500 Forscher an neuen Ideen und Produkten. Und alleine im vergangene­n Jahr wurden rund 16.500 Lehrlinge ausgebilde­t. Weiters werden zahlreiche Aktivitäte­n auf Fachhochsc­hulen unterstütz­t, die dafür sorgen sollen, dass mehr Menschen eine Ausbildung im naturwisse­nschaftlic­hen oder technische­n Bereich wählen. „Österreich­s Industrie ist daher der Motor der heimischen Wirtschaft“, sagt Siegfried Menz, Obmann der Bundesspar­te Industrie in der Wirtschaft­skammer Österreich. Doch die Krise hat den Motor nun etwas zum Stottern gebracht. „Jetzt muss es darum gehen, schnell wieder durchzusta­rten.“

Maßnahmen wie die Investitio­nsprämie, zeitlich befristete­r Verlustrüc­ktrag oder Abgaben

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KK (4) Solaranlag­en in der dänischen Stadt Silkeborg bzw. in Chile (oben)
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