Darum ist Harris die richtige Wahl
Die ehemalige Generalstaatsanwältin Kamala Harris könnte die erste Vizepräsidentin in der Us-geschichte werden.
Die Amerikaner erzählen sich gern folgenden Witz: „Es gab einmal zwei Buben, die von zu Hause fortliefen und von denen nie wieder jemand hörte: Der eine wurde Seemann, der andere Vizepräsident.“Die in der Us-verfassung festgelegten Kompetenzen für den „Vice“sind überschaubar: Eigentlich führt der Vizepräsident nur den Vorsitz des Senats und kann in Abstimmungen, die unentschieden ausgehen, das Tiebreak-votum abgeben, die entscheidende Stimme. Ansonsten hat er repräsentative Funktionen.
Doch von den 44 Us-präsidenten vor Donald Trump sind immerhin 13 zuvor Vizepräsidenten gewesen. Das Amt ist also keine schlechte Ausgangsposition.
Der demokratische Us-präsidentschaftsbewerber Joe Biden hatte bereits im März erklärt, eine Frau zur Vizepräsidentin machen zu wollen, sollte er gewählt werden. Warum eine Frau? Der Wählerinnenanteil wächst seit Jahrzehnten, schon in der vergangenen Wahl gaben zehn Millionen mehr Frauen ihre Stimme ab als Männer. Frauen sind eine wichtige Basis der demokratischen Partei. Die Frage war nur: Welche Frau?
Bis zuletzt in Top-positionen lagen auch Elizabeth Warren, die zum linken Flügel der Demokraten zählt, und Susan Rice, Obamas ehemalige Nationale Sicherheitsberaterin, von der Ex-außenministerin Madeleine Albright schwer angetan war.
Von der Basis der Demokraten kam verstärkt auch der Wunsch, eine nicht-weiße Kandidatin aufzustellen, um in Zeiten von „Black Lives Matter“ein Zeichen zu setzen.
Mit der 55-jährigen Kamala Harris könnte nun erstmals eine Frau Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten werden. Die erste weibliche Anwärterin für eine der beiden Großparteien ist sie nicht. Geraldine Ferraro war 1984 der erste weibliche Kandidat für die Vizepräsidentschaft, Demokrat Walter Mondale unterlag allerdings Ronald Reagan und seinem Vize George Bush. Zweite Kandidatin war 2008 Sarah Palin, Gouverneurin aus Alaska, die vom Republikaner John Mccain für die Vizepräsidentschaft berufen wurde. Auf Instagram gab Palin Kamala Harris nun auch prompt Ratschläge: „Vertraue keinem Neuen“und „Lass’ Dich nicht verwirren“, schrieb sie.
Die politische Analystin Amy Walter sagte „Fox News“, Biden erreiche mit seiner Entscheidung für Kamala Harris gleich zwei Ziele. „Zum einen ist es historisch, denn er schlägt zum ersten Mal eine farbige Amerikanerin und eine Frau mit teils indischen Wurzeln vor. Zum anderen geht er auf Nummer sicher.“Denn die Us-senatorin hat Erfahrung und kennt den politischen Betrieb in Washington.
Kamala Harris hatte sich zunächst selbst für die demokratische Präsidentschaftskandidatur beworben, lieferte sich heftige Gefechte mit Biden, stieg aber aussichtslos aus dem Rennen aus und unterstützte seitdem ihren Kontrahenten.
Die kalifornische Senatorin zählt zum moderaten Flügel der Demokraten, wenngleich Politologen wie Tom Hogen-esch sagen, aufgrund ihrer Einstellung zu Bürgerrechten, staatlicher Regulierung, Waffengesetzen und Einwanderung tendiere sie eher zum linken Flügel.
Harris ist die Tochter eines aus Jamaika stammenden Stanford-wirtschaftsprofessors und einer Ärztin aus Indien, einer Koryphäe in der Krebsforschung. Nach ihrem Wirtschaftsund Politikwissenschaftsstudium an der Howard University in Washington D.C. machte Kamala Harris das Doktoratsstudium in Rechtswissenschaften an der University of California und legte eine steile