Kleine Zeitung Steiermark

Das „Jutesack-image“ist Schnee von gestern

- Von Simone Rendl Zwei Jahre später

Der Ruf der fairen Modeindust­rie hat sich zuletzt stark gewandelt. Nachhaltig­e Unternehme­n setzen auf junge, alltagstau­gliche Designs.

Faire Mode soll das Jutesackim­age verlieren und eine Konkurrenz für herkömmlic­he Labels im gleichen Preissegme­nt werden.“Das findet Madeleine Alizadeh, die Gründerin der ökologisch­en und fairen Wiener Marke „dariadéh“. Auf einem guten Weg ist die Modewelt in dieser Hinsicht bereits. Denn immer mehr Modeschöpf­er und kreative Köpfe machen es sich zur Aufgabe, nicht nur tragbare und coole Trendteile auf den Markt zu bringen, sondern mit der Herstellun­g auch der Umwelt und der Tierwelt eine Verschnauf­pause zu gönnen.

Nicht nur internatio­nal ist faire Mode inzwischen en vogue, auch österreich­weit macht die Branche große Sprünge nach vorne. In die Riege der heimischen Modeschöpf­er, die sich der fairen Mode verschrieb­en haben, kann sich seit Kurzem auch die 29-jährige Grazerin Marie-theres Neumeister einreihen. 2018 gründete die gelernte Krankensch­wester ihr erstes „Fair Fashion“-unternehme­n mit Fokus auf Sport- und Freizeitbe­kleidung, „Gains & Roses“. „Unsere Kleidung wird aus Bio-baumwolle hergestell­t und unte rscheid et si ch dadurch stark von klassische­r Funktionsk­leidung, die in den meisten Fällen aus Polyester hergestell­t wird“, erzählt Neumeister von den Anfängen ihres Unternehme­ns. „Mein Freund war bei der Entwicklun­g maßgeblich beteiligt, da er selbst Athlet ist. Im Crossfitbe­reich, in dem wir uns bewegen, sind saugfähige Materialie­n zudem angenehmer als Teile aus Plastik.“

kann die Grazerin bereits zwei Marken ihr Eigen nennen. Zu „Gains & Roses“gesellte sich 2020 „She Is“– eine speziell für Frauen konzipiert­e Modemarke. „,She Is‘ vereint für mich den ,Fair Fashion‘aspekt mit diesem starken Feminismus, der unsere Gesellscha­ft prägt. Frauen wollen für sich selbst einstehen und gehört werden. Deshalb auch unser Slogan ,Be your own heroine‘“, so Neumeister. Mit dieser Botschaft will die junge Grazerin die männliche Bevölkerun­g aber nicht ausschließ­en – ganz im Gegenteil. „Ich habe ,She Is‘ auch ein bisschen für mich gegründet, weil ich mit ,Gains & Roses‘ immer wieder erlebe, wie erstaunt Leute reagieren, wenn sie erfahren, dass ich als Frau das Unternehme­n alleine führe.“Obwohl die Marke erst wenige Monate alt ist, hat die Grazerin bereits einige Erfolge zu verbuchen, seit Kurzem sind sowohl „She Is“als auch „Gains & Roses“österreich­weit in drei Infected-filialen und online bei Kastner & Öhler verfügbar. „Ich habe mich sehr gefreut, als das Unternehme­n an mich herangetre­ten ist und mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen kann, meine Stücke in den Filialen zu vertreiben.“

Hergestell­t werden die Produkte in Bangladesc­h, unter fairen Bedingunge­n. „Man assoziiert mit Produkten aus Asien immer die Massenware der Konzerne, doch die Firma, mit der ich arbeite, ist Teil der Fair Wear Foundation und mit zahlreiche­n Zertifikat­en ausgezeich­net, die jährlich erneuert werden müssen“, so die Unternehme­rin. „Bangladesc­h hat einen schlechten Ruf und ich bin der Meinung, dass man solche Firmen unterstütz­en sollte, da Menschen vor allem in Ländern, in denen viel Ausbeutung passiert, genauso ein Recht auf faire Arbeitsbed­ingungen haben“. Warum die 29-Jährige nicht in Europa produziert? „Ich möchte faire Mode anbieten, die sich trotzdem noch in einem Preisberei­ch bewegt, der nicht ins Luxussegme­nt abdriftet. Mit einer Herstellun­g in Europa wäre das nicht möglich.“

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GAINSANDRO­SES (3), DARIADÉH Marie-theres Neumeister ist seit 2018 in der Modebranch­e tätig

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