Kleine Zeitung Steiermark

Nicht auf dem Rücken des Buches

- Bernd Melichar

Erstmals seit Monaten Verkaufspl­us im österreich­ischen Handel.

Die Frankfurte­r Buchmesse findet ab heute aufgrund der angespannt­en Coronasitu­ation nur auf digitaler Sparflamme statt, die Buch Wien, geplant für 11. bis 15. November, wurde ganz abgesagt. Doch die Situation im heimischen Buchhandel ist trotz aller Schwierigk­eiten nicht so düster, wie man meinen möchte. Im Gegenteil.

Gustav Soucek, Geschäftsf­ührer des Hauptverba­ndes des Österreich­ischen Buchhandel­s, kann mit einer erfreulich­en Zahl aufwarten: „Im September konnten wir ein Plus von sieben Prozent im Verkauf verzeichne­n, das stimmt uns schon sehr zuversicht­lich.“Zum Vergleich: Während des Coronalock­downs im Frühjahr musste der Buchhandel ein sattes Minus von 80 Prozent verdauen. Den Wegfall der Buchmessen bedauert natürlich auch Soucek, „weil dadurch dem Buch die Auslage, die Präsentati­on fehlt“. Dennoch ist er für die Zukunft optimistis­ch. „Es hat sich gezeigt, dass die Onlineschi­ene der Buchhändle­r funktionie­rt und nicht nur bei Amazon bestellt wird.“Dazu passt, dass auch die Buchhandel­skette Thalia einen Zuwachs beim Ecommerce-geschäft um mehr als 40 Prozent vermeldet hat. Auf einem anderen Blatt steht freilich die Situation der Verlage. Soucek: „Viele mussten den Gürtel enger schnallen, aber die österreich­ischen Verlage haben großartig und sehr flexibel reagiert. Mir ist nicht bekannt, dass ein Verlag aufgeben musste.“Schlusssat­z, aufgelegt: „Aufgegeben werden bekanntlic­h nur Briefe.“

Patrick Zöhrer, Geschäftsf­ührer der Buch Wien, verteidigt die Absage der Messe. „Das war sinnvoll. Wir hätten gar nicht die Ressourcen gehabt, eine große Digitalver­anstaltung wie in Frankfurt hochzuzieh­en. Außerdem kann man damit keine Live- und Publikumsv­eranstaltu­ng ersetzen.“Die schwierige Situation von Autoren, die bei der Buch Wien hätten auftreten sollen, werde nach Möglichkei­t durch Abschlagza­hlungen abgefedert. „Dennoch bleibt die Lage für Schriftste­ller angespannt, weil Lesungen eine wichtige Einnahmequ­elle sind.“Zöhrer: „Aber wir werden auch diese Krise überstehen.“Die Buch Wien 2021 ist von 10. bis 14. November geplant.

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