Koalitionswünsche nach dem Endergebnis
Bis Ende November will Michael Ludwig eine Regierung ausverhandelt haben. Mit wem, lässt er noch offen.
Ein „Balkon-muppet“wolle er nicht sein, ließ Michael Häupl wissen. Trotzdem äußerte sich der Wiener Altbürgermeister von der SPÖ am Mittwoch zu den drei möglichen Koalitionsvarianten, die sein Nachfolger Michael Ludwig nun in Wien hat: Gegenüber einer rot-pinken Koalition zeigte sich Häupl zurückhaltend. Eine Fortführung von Rot-grün müsse man „unabhängig von den Personen“sehen, sagte er und deutete damit den Spö-wunsch nach einem Führungswechsel an der grünen Parteispitze an. Von einer Regierung mit der ÖVP hält er wenig, da sie in Wien „von einem Sozialistenfresser geleitet wird“.
Anders sieht das der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), der Michael Ludwig ebenjene Koalition empfiehlt: „Ich hoffe, dass der Wiener Bürgermeister nicht den Verlockungen der Leichtigkeit bequemer Koalitionen erliegt, sondern die beschwerlichere Zusammenarbeit mit der ÖVP, die phänomenal zugelegt hat, sucht“, sagt er. In der Steiermark habe er jedenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht.
der diese Entscheidung treffen wird, hält sich weiterhin alle Optionen offen: Ludwig wird ab nächster Woche Sondierungsgespräche mit ÖVP, Grünen und Neos führen. Am Freitag tagen die Parteigremien, wo er ein Verhandlungsteam nominieren will. Übernächste Woche sollen die Koalitionsverhandlungen starten. Bis spätestens
Ende November soll die neue Koalition in Wien stehen, so Ludwig.
Das endgültige Ergebnis der Wien-wahl brachte deutliche Veränderungen zur Hochrechnung mit sich. Bei den Briefwahlwählern besonders stark schnitten ÖVP und Grüne ab: Die türkise Stadtpartei kommt nun doch über 20 Prozent. Die Grünen schafften letztendlich das beste Wien-ergebnis ihrer Geschichte. Unangefochten auf Platz eins bleibt die SPÖ. Sie baute den Vorsprung um 2 Prozentpunkte auf 41,6 Prozent aus. Anders als in den vergangenen Jahren schnitt sie bei den Briefwählern aber deutlich schlechter ab: Bei den Urnenwählern hatte sie 43 Prozent. Die Neos gewannen 1,3 Prozentpunkte und liegen nun vor der FPÖ.
Überraschungen brachte auch die Auswertung der Vorzugsstimmen: Ludwig liegt mit rund 15.000 Vorzugsstimmen auf Platz eins. Seinem Vorgänger Michael Häupl gaben bei der letzten Wahl 24.000 Wiener ihre Vorzugsstimme.
Am zweitmeisten Vorzugsstimmen erreichten Gernot Blümel (11.300) und Birgit Hebein (7000). Ludwigs türkischstämmige Büromitarbeiterin und Bezirksrätin Aslihan Bozatemur bekam stolze 3500 Stimmen, die frühere rote Vize-bezirksvorsteherin der Innenstadt, Mireille Ngosso, schaffte 3300. Bei der ÖVP gewann die bislang weitgehend unbekannte Suha Dejmekkhalil vom 270. Listenplatz mit fast 1200 Stimmen annähernd so viele wie Ex-ö3-moderator Peter L. Eppinger.