Kleine Zeitung Steiermark

Entwirrung

- Ingo Hasewend

Schon in der Vorbesprec­hung zur Runde der 16 deutschen Länderchef­s mit Angela Merkel betonte die Kanzlerin die Dramatik der Sitzung. Kanzleramt­sminister Helge Braun stellte klar, dass sie erwarte, dass die Länderchef­s persönlich nach Berlin kämen und die Runde eine „historisch­e Dimension“annehme. Der Kanzlerin ging es darum, die Vielstimmi­gkeit einzuhegen und das Geflecht landesspez­ifischer Regelungen zu entwirren.

Die Kleinstaat­erei hat zuletzt das Misstrauen in Maßnahmen vergrößert. Bund und Länder sollen, so ihr Ziel, an einem Strang ziehen, um die Infektione­n einzudämme­n. Ihre Möglichkei­ten sind beschränkt, weil viele Maßnahmen Ländersach­e sind. Merkel bleibt der Appell und das Setzen auf Selbstwirk­samkeit der Bürger, die die Maßnahmen einsehen, wenn man sie erklärt und begründet. och trotz Merkels Mahnung war gestern von Selbstdisz­iplinierun­g nichts zu spüren. Sie trug selbst dazu bei, weil sie ihren Plan vorab nur den Cdu-länderchef­s präsentier­te und ihren Koalitions­partner SPD vor den Kopf stieß. Die Hakeleien zwischen den Länderchef­s wurden offen ausgetrage­n. Mit gutem Grund. Politologe­n betonen, dass föderale Staaten besser durch die Krise kommen, wenn sie Unterschie­de zulassen. Verhältnis­mäßigkeit und Wirksamkei­t sind regional besser zu erkennen. Merkels Drängen auf Einheitlic­hkeit kann kontraprod­uktiv sein. Deutschlan­d steuert besser als viele Staaten durch die Pandemie.

Diese Stärke zu betonen, darin liegt die Kraft der Kümmerin. Im Gegensatz zu den Landeschef­s muss sie ja keine Wahl mehr schlagen.

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