„Es war ein Fauchen, als ob die Luft brennt“
„Unter dem Einfluss einer wahnhaften Störung hat sie in ihrem Auto zwei Kanister mit insgesamt 20 Liter Benzin ausgeschüttet. Als ihr Sohn im Wagen Platz nahm, zündete sie das Benzin an – ihr Sohn konnte gerade noch aussteigen. Es war ein Riesenglück, dass nichts passiert ist – wenn er angeschnallt gewesen wäre, wäre er gestorben.“Laut dem Sachverständigen war der Vorfall am 11. März in Graz eine „lebensbedrohliche Situation, weil Benzin explosionsartig verbrennt“. Und: „Bei ihr besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung weitere Taten begehen kann.“
„Sie übernehmen die Verantwortung?“, fragt Richter Andreas Lenz die Frau. „Sie wollten Ihren Sohn töten, umbringen, verbrennen?“– „Ja“, antwortet sie, „ich habe nichts hinzuzufügen.“Diese Verantwortung ihrerseits gab es nicht immer, erst zwei Tage nach der Tat legte sie im März ein Geständnis ab. „War es für Sie schon immer klar, wie Ihr Sohn sterben soll?“– „Das mit dem Benzin war eine Spontanaktion“, sagt sie leise, „heute bin ich froh, dass ihm nichts passiert ist.“Verfolgt habe sie sich schon länger gefühlt, deswegen positionierte sie Fallen bei ihrem Haus. „Stimmt es, dass Sie Ihre Wahnvorstellungen löschen wollten, indem Sie Ihren Sohn töten?“, hakt der Richter ein. – „Ja, ich wollte uns beide umbringen.“
Verfolgungswahn: Steirerin wollte ihren Sohn mit 20 Liter Benzin im Auto anzünden. 74-Jährige wird in eine Anstalt eingewiesen.
selbst erinnert sich an eine Stichflamme im Auto, an „ein Fauchen, als ob die Luft brennen würde, kurz nachdem ich eingestiegen bin“. Er konnte sich retten, das Auto stand sofort in Vollbrand. „In dem Moment wusste ich ja nicht, dass es ein Anschlag ist. Ich machte mir Sorgen, was meiner Mutter passiert ist, weil ich sie nicht mehr sah. Dann ging sie plötzlich ganz ruhig und gefasst vom Auto weg.“
Der psychiatrische Sachverständige stuft die Frau als nicht zurechnungsfähig ein. Die acht Geschworenen entscheiden am Nachmittag einstimmig: Einweisung in die Anstalt.
„Ich habe sehr große Angst vor Meiner Mutter. Ich fürchte den Tag, an dem sie wieder in Freiheit ist“, hat ihr Sohn noch kurz zuvor im Saal geschildert. Ausgesagt hat er erst dann, als seine Mutter den Schwurgerichtssaal verlassen musste, denn: „Ich möchte keine Berührungspunkte mehr mit ihr.“