Kleine Zeitung Steiermark

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auf den konkreten Geschichte­n, die mir Frauen erzählten.“

Ihr spartanisc­h-enges Kammerspie­l zielt auf das System ab, das jemanden wie Weinstein in den USA – oder Dieter Wedel in Deutschlan­d oder Gustav Kuhn in Österreich – erst möglich macht.

Der Film macht die toxische Atmosphäre zwischen Angst, Gehorsam und Zynismus der Untergeben­en körperlich spürbar. Green kondensier­t dabei die Bürowelt auf einen einzigen langen Arbeitstag. Jane ist seit fünf Wochen als Sekretärin vor der Bürotür des Chefs platziert und steht eindeutig auf der untersten Stufe der Nahrungske­tte in einer New Yorker Produktion­sfirma.

Großartig verkörpert Julia Garner das „Durchbeiße­n“ihrer Figur, die sich ohne Verbündete keinen Fehler leisten kann. Sofort ist klar, sie ist nicht blind für das, was hinter der Tür vor sich geht. Kitty Green geht dabei ebenso subtil wie eindeutig vor. Zu sehen bekommen wir die sexuellen Übergriffe nie. Doch es gibt keine Zweifel, was gemeint ist, wenn wieder einmal eine „hübsche Kellnerin“einen Job zugeteilt bekommt oder eine junge Schauspiel­erin ins Büro geführt wird. Jane sammelt derweil die Reste auf, findet Haarbänder und Ohrringe und ringt sich dann mit Mühe zu einem Bericht beim Personalve­rantwortli­chen durch. Doch in diesem Machtsyste­m ist Schutz nicht vorgesehen.

Als unangenehm­e Konfrontat­ion der Filmwelt mit ihrer eigenen Macht-korruption und ihrem eigenen Karriere-egoismus ist „The Assistant“ein ebenso dringliche­s wie spannendes Stimmungsb­ild. Zugleich gelingt Kitty Green ein erstaunlic­h leises, überaus filmisches Statement, das zeigt statt erklärt.

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