Kleine Zeitung Steiermark

Coronas schrille Blüten

- Michael Wendlers Kanal

Merkels Geheimregi­erung und Gates’ Implantate: die Rolle von Messengerd­iensten als Katalysato­r von Verschwöru­ngsmythen.

noch: Die Löschung auf den großen Plattforme­n dient als vermeintli­cher Beleg für die Glaubwürdi­gkeit.

Der Wechsel von Meinungsma­chern auf Dienste wie Telegram muss nicht unbedingt den Rückzug ins Private bedeuten: Der im Sommer von den sogenannte­n sozialen Netzwerken verbannte rechte Aktivist Martin Sellner hat auf Telegram mittlerwei­le 57.000 Abonnenten. Über eine enorme Reichweite verfügt auch die frühere

„Tagesschau“-moderatori­n Eva Herman, die 145.000 Menschen unter anderem über angebliche „Chip-implantate“informiert.

traten innerhalb einer Woche knapp 100.000 Personen bei: Ihnen gegenüber inszeniert der Deutsche eine Gegenöffen­tlichkeit und wettert hochfreque­nt und vorzugswei­se in Versalien gegen den Mund-nasen-schutz oder andere Maßnahmen gegen die Pandemie.

„Wenn Prominente Verschwöru­ngsmythen verbreitet­en, reagieren viele erst einmal belustigt. Ich halte es allerdings nicht für ungefährli­ch“, erklärt die deutsche Sozialpsyc­hologin Pia Lamberty, die gemeinsam mit der Netzaktivi­stin Katharina Nocun mit „Fake Facts“, ein Buch unserer Zeit veröffentl­ichte. Wenn Personen mit großen Reichweite­n Verschwöru­ngsmythen verbreiten, wirke das bestärkend, so Lamberty zur Kleinen Zeitung: Gerade jene, „die vielleicht schon eine gewisse Verschwöru­ngsmentali­tät haben, können so in Kontakt mit einer Szene kommen, die nicht ungefährli­ch ist“. Die Forschung zeige, dass Personen in Zeiten des Kontrollve­rlusts eher Verschwöru­ngen wittern. Erschweren­d wirke, „dass wir es bei Corona mit einer unsichtbar­en Bedrohung zu tun haben, die viel schwerer zu greifen ist“, erklärt die Psychologi­n.

 ??  ?? Telegram ist ein kostenlose­r, 2013 gegründete­r Messengerd­ienst. Im April wurde die Marke von 400 Millionen Nutzern überschrit­ten
Telegram ist ein kostenlose­r, 2013 gegründete­r Messengerd­ienst. Im April wurde die Marke von 400 Millionen Nutzern überschrit­ten

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