Coronas schrille Blüten
Merkels Geheimregierung und Gates’ Implantate: die Rolle von Messengerdiensten als Katalysator von Verschwörungsmythen.
noch: Die Löschung auf den großen Plattformen dient als vermeintlicher Beleg für die Glaubwürdigkeit.
Der Wechsel von Meinungsmachern auf Dienste wie Telegram muss nicht unbedingt den Rückzug ins Private bedeuten: Der im Sommer von den sogenannten sozialen Netzwerken verbannte rechte Aktivist Martin Sellner hat auf Telegram mittlerweile 57.000 Abonnenten. Über eine enorme Reichweite verfügt auch die frühere
„Tagesschau“-moderatorin Eva Herman, die 145.000 Menschen unter anderem über angebliche „Chip-implantate“informiert.
traten innerhalb einer Woche knapp 100.000 Personen bei: Ihnen gegenüber inszeniert der Deutsche eine Gegenöffentlichkeit und wettert hochfrequent und vorzugsweise in Versalien gegen den Mund-nasen-schutz oder andere Maßnahmen gegen die Pandemie.
„Wenn Prominente Verschwörungsmythen verbreiteten, reagieren viele erst einmal belustigt. Ich halte es allerdings nicht für ungefährlich“, erklärt die deutsche Sozialpsychologin Pia Lamberty, die gemeinsam mit der Netzaktivistin Katharina Nocun mit „Fake Facts“, ein Buch unserer Zeit veröffentlichte. Wenn Personen mit großen Reichweiten Verschwörungsmythen verbreiten, wirke das bestärkend, so Lamberty zur Kleinen Zeitung: Gerade jene, „die vielleicht schon eine gewisse Verschwörungsmentalität haben, können so in Kontakt mit einer Szene kommen, die nicht ungefährlich ist“. Die Forschung zeige, dass Personen in Zeiten des Kontrollverlusts eher Verschwörungen wittern. Erschwerend wirke, „dass wir es bei Corona mit einer unsichtbaren Bedrohung zu tun haben, die viel schwerer zu greifen ist“, erklärt die Psychologin.