Kleine Zeitung Steiermark

Covid überlagert Klima und Brexit

- Andreas Lieb, Brüssel

Eu-gipfel mit brennenden Themen steht im Zeichen der Pandemie.

Als letzter von vielen Punkten steht Europas Umgang mit der Pandemie erst heute auf der Tagesordnu­ng, doch das Thema überlagert­e den Eu-gipfel in Brüssel schon gestern von Beginn an. Im Vorfeld hatte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz auf bessere Abstimmung auf europäisch­er Ebene gedrängt und auf die zunehmend dramatisch­e Situation hingewiese­n: „Wir haben in Tschechien einen De-facto-lockdown, wir haben einzelne Städte, die praktisch von der Außenwelt abgeschnit­ten sind, wir haben in Spanien oder Frankreich vollkommen geschlosse­ne Gastronomi­e oder die Reduktion des sozialen Lebens auf ein Minimum.“Die EU könne nicht alles regeln, aber wenigstens einen Konsens erzielen, der das Reisen gestatte: „Ich halte es für einen sinnvollen Ansatz und erreichbar­es Ziel, dass man sich freitesten kann.“

Der Gipfel begann schließlic­h in Abwesenhei­t des polnischen Regierungs­chefs Mateusz Morawiecki (Coronaquar­antäne) und schon nach kurzer Zeit musste ihn auch Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen verlassen, in deren Kabinett jemand positiv getestet worden war. Entspreche­nd zügig beschäftig­ten sich die Staats- und Regierungs­chefs mit dem ersten großen Thema Brexit und verabschie­deten noch vor dem Abendessen eine Erklärung: Die Verhandlun­gen werden mit Hochdruck fortgesetz­t, man werde „alle Chancen nutzen“, sagte Chefverhan­dler Michel Barnier, um wie üblich zu ergänzen: „Aber nicht um jeden Preis.“Fischerei, Streitschl­ichtung und fairer Wettbewerb sind die offenen Hauptpunkt­e, Barnier ortet unverdross­en Zeichen des guten Willens. Doch der Gipfel stellte klar: Es liegt an Großbritan­nien, jetzt Entgegenko­mmen zu zeigen. Die Briten reagierten angesäuert, heute will sich Premier Boris Johnson dazu äußern.

Eu-parlaments­präsident David Sassoli blieb es überlassen, wenigstens bei seinem Eingangsst­atement auf die verfahrene­n Verhandlun­gen um Budget, Aufbauprog­ramm und Rechtsstaa­tlichkeit hinzuweise­n, die Mitgliedsl­änder halten sich aus dieser Debatte heraus.

Beim Dinner ging es immerhin um einen damit verknüpfte­n Punkt, die Klimaziele. Elf Eu-länder, darunter alle „Frugalen“außer Österreich, stellten sich hinter das neue 55Prozent-ziel bis 2030; bisher galt minus 40 Prozent, beim nächsten Gipfel im Dezember soll abgestimmt werden. Warum ist Österreich nicht dabei? Sebastian Kurz findet den Vorschlag zwar ambitionie­rt und sinnvoll, will aber Begleitmaß­nahmen, um den Wirtschaft­sstandort Europa zu schützen: „Wir haben nichts davon, wenn wir die Standards erhöhen und dann Produkte aus anderen Teilen der Welt importiere­n, wo das nicht so ist.“Bulgarien und Tschechien lehnen das neue Ziel ab.

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Sebastian Kurz und Ursula von der Leyen

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