„Es sind schwere Fehler passiert“
Die Salzburger Gemeinde Kuchl wird für zwei Wochen von der Außenwelt abgeriegelt, für die mehr als 7400 Bewohner gelten Ausgangsbeschränkungen. Auf die Hiobsbotschaft reagieren viele gefasst, manche mit Unverständnis, einige durchaus selbstkritisch.
Egal, wohin man geht oder schaut, in Kuchl gibt es am Donnerstag nur ein Thema: Die Quarantäne der 7450-Einwohner-gemeinde, die ab Samstag für zwei Wochen gilt. Die Ursache für den „erheblichen Einschnitt“seien die stark gestiegenen Coronainfektionen, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz: „Die Situation läuft aus dem Ruder. Es gibt keine Cluster mehr, die Infektionen gehen quer durch die Familien und alle Bevölkerungsschichten. Wir sehen uns zu diesem schweren Schritt genötigt, um eine schlimmere Entwicklung zu vermeiden.“Am Donnerstagmorgen gab es im Tennengau 211 aktiv Infizierte, davon 88 allein in Kuchl.
Der Maßstab ist die Siebentage-inzidenz, also die Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Diese lag im Tennengau bei 307 – in Wien bei 152, im Österreichschnitt bei 90. Zum Vergleich: In Kuchl lag die statistische Kennzahl bei 1126.
In der Marktgemeinde
gilt daher ab Samstag ein Ein- und Ausreiseverbot – auch für Pendler. Ausgenommen sind systemrelevante Berufe im Gesundheitsbereich. Auch für Lebensmitteltransporte, Warenzuund -ablieferung, Müllabfuhr und Einsatzfahrzeuge gibt es Ausnahmen. Gastronomiebetriebe müssen komplett schließen. as Stüberl im Gasthof Täublwirt im Kuchler Markt ist am Donnerstag zu Mittag gut gefüllt. Der Wirt des Stüberls, Rupert Schnöll, ist von der Schärfe der Regelungen über- rascht. „Dass es wirk- lich so drastisch wird, habe ich nicht kommen sehen.“Die Kuchler sind nicht sonderlich erfreut über die verhängte Quarantäne. Doch der Wirt schlägt auch selbstkritische Töne an: „Wir haben uns das selbst eingebrockt, jetzt müssen wir es auslöffeln. Es sind schwere Fehler passiert, aber Schuldzuweisungen bringen nichts mehr. Hoffen wir, dass es in 14 Tagen anders ausschaut.“
DIm Markt schiebt Katharina Zoller in ihrem Rollator Einkäufe nach Hause. „Ich habe mir gerade noch ein paar Vorräte geholt.“Für sie persönlich ändere sich durch die Quarantäne nicht viel, „ich bin immer daheim“. Sie habe Verständnis: „Jetzt heißt es Maske auf und warten, bis es wieder anders wird.“
Diese Hoffnung hegt auch die Landesregierung. „Ich erwarte mir in Kuchl einen klaren Rückgang der Neuinfektionen. Wenn sie hoch bleiben, müssen wir die Quarantäne verlängern“, stellte der Landeshauptmann klar. Die Exekutive werde das Einund Ausreiseverbot kontrollieren, was in Kuchl wegen der geografischen Gegebenheiten nicht so einfach werden dürfte.
Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) übt Kritik an der Landesregierung. „Wir haben seit Dienstag verschärfte Maßnahmen. Ich kann nicht verstehen, dass man das wieder über den Haufen wirft. Das war absolut überraschend.“