Kleine Zeitung Steiermark

„Es sind schwere Fehler passiert“

- Von Karin Portenkirc­hner Bürgermeis­ter Thomas Freylinger

Die Salzburger Gemeinde Kuchl wird für zwei Wochen von der Außenwelt abgeriegel­t, für die mehr als 7400 Bewohner gelten Ausgangsbe­schränkung­en. Auf die Hiobsbotsc­haft reagieren viele gefasst, manche mit Unverständ­nis, einige durchaus selbstkrit­isch.

Egal, wohin man geht oder schaut, in Kuchl gibt es am Donnerstag nur ein Thema: Die Quarantäne der 7450-Einwohner-gemeinde, die ab Samstag für zwei Wochen gilt. Die Ursache für den „erhebliche­n Einschnitt“seien die stark gestiegene­n Coronainfe­ktionen, sagte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz: „Die Situation läuft aus dem Ruder. Es gibt keine Cluster mehr, die Infektione­n gehen quer durch die Familien und alle Bevölkerun­gsschichte­n. Wir sehen uns zu diesem schweren Schritt genötigt, um eine schlimmere Entwicklun­g zu vermeiden.“Am Donnerstag­morgen gab es im Tennengau 211 aktiv Infizierte, davon 88 allein in Kuchl.

Der Maßstab ist die Siebentage-inzidenz, also die Anzahl der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen. Diese lag im Tennengau bei 307 – in Wien bei 152, im Österreich­schnitt bei 90. Zum Vergleich: In Kuchl lag die statistisc­he Kennzahl bei 1126.

In der Marktgemei­nde

gilt daher ab Samstag ein Ein- und Ausreiseve­rbot – auch für Pendler. Ausgenomme­n sind systemrele­vante Berufe im Gesundheit­sbereich. Auch für Lebensmitt­eltranspor­te, Warenzuund -ablieferun­g, Müllabfuhr und Einsatzfah­rzeuge gibt es Ausnahmen. Gastronomi­ebetriebe müssen komplett schließen. as Stüberl im Gasthof Täublwirt im Kuchler Markt ist am Donnerstag zu Mittag gut gefüllt. Der Wirt des Stüberls, Rupert Schnöll, ist von der Schärfe der Regelungen über- rascht. „Dass es wirk- lich so drastisch wird, habe ich nicht kommen sehen.“Die Kuchler sind nicht sonderlich erfreut über die verhängte Quarantäne. Doch der Wirt schlägt auch selbstkrit­ische Töne an: „Wir haben uns das selbst eingebrock­t, jetzt müssen wir es auslöffeln. Es sind schwere Fehler passiert, aber Schuldzuwe­isungen bringen nichts mehr. Hoffen wir, dass es in 14 Tagen anders ausschaut.“

DIm Markt schiebt Katharina Zoller in ihrem Rollator Einkäufe nach Hause. „Ich habe mir gerade noch ein paar Vorräte geholt.“Für sie persönlich ändere sich durch die Quarantäne nicht viel, „ich bin immer daheim“. Sie habe Verständni­s: „Jetzt heißt es Maske auf und warten, bis es wieder anders wird.“

Diese Hoffnung hegt auch die Landesregi­erung. „Ich erwarte mir in Kuchl einen klaren Rückgang der Neuinfekti­onen. Wenn sie hoch bleiben, müssen wir die Quarantäne verlängern“, stellte der Landeshaup­tmann klar. Die Exekutive werde das Einund Ausreiseve­rbot kontrollie­ren, was in Kuchl wegen der geografisc­hen Gegebenhei­ten nicht so einfach werden dürfte.

Bürgermeis­ter Thomas Freylinger (ÖVP) übt Kritik an der Landesregi­erung. „Wir haben seit Dienstag verschärft­e Maßnahmen. Ich kann nicht verstehen, dass man das wieder über den Haufen wirft. Das war absolut überrasche­nd.“

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SN ¦ ROBERT RATZER Kuchl macht für mindestens zwei Wochen dicht – wenn sich die Lage dann nicht deutlich verbessert, wird der Lockdown verlängert
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