Es fährt ein Zug
Es gab im Grunde nicht viel zu besprechen. Der aktuelle Stand beim Brexit, eines der Hauptmotive beim Eu-gipfel gestern und heute, war im Lauf des Nachmittags zügig abgehandelt worden und hatte damit einmal mehr den Charakter einer Scheidung, bei der man sich nicht mehr viel zu sagen hat.
Das Entscheidende wurde schon gesagt: Die EU ist weiter an einer Vereinbarung interessiert, aber nicht um jeden Preis. Und wenn sich jetzt wer bewegen muss, ist es Großbritannien.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis der britische Chefverhandler David Frost lostwitterte: Er sei „enttäuscht“darüber, dass die EU jetzt nicht mehr „intensiv“an einem Deal arbeiten wolle (das Wort war aus der Schlusserklärung geflogen) und es sei kein guter Zugang, wenn man alle Last nur einem, seinem Land zuschieben wolle.
Boris Johnson will heute reagieren. Vorausschauend haben die Briten schon einmal Hunderte mobile Klos und Sanitäranlagen bestellt, um den Lastwagenfahrern eine schöne Zeit zu machen, wenn sie dann ab 1. Jänner quer durch die Grafschaft Kent bis nach Dover hinunter im Stau stehen. och man soll die Hoffnung nicht aufgeben, das umriss der mit dem Brexit beschäftigte Eu-abgeordnete Bernd Lange (SPD) gestern, indem er in die Schatzkiste deutscher Schlagermusik griff und Christian Anders zitierte: „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“. Aber die Deutschen haben ja gerade den Ratsvorsitz inne, also war auch Optimismus angebracht. So kam ihm ein passender Katja-ebstein-gassenhauer in den Sinn: „Wunder gibt es immer wieder“.
D