Kleine Zeitung Steiermark

Es fährt ein Zug

- Andreas Lieb

Es gab im Grunde nicht viel zu besprechen. Der aktuelle Stand beim Brexit, eines der Hauptmotiv­e beim Eu-gipfel gestern und heute, war im Lauf des Nachmittag­s zügig abgehandel­t worden und hatte damit einmal mehr den Charakter einer Scheidung, bei der man sich nicht mehr viel zu sagen hat.

Das Entscheide­nde wurde schon gesagt: Die EU ist weiter an einer Vereinbaru­ng interessie­rt, aber nicht um jeden Preis. Und wenn sich jetzt wer bewegen muss, ist es Großbritan­nien.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis der britische Chefverhan­dler David Frost lostwitter­te: Er sei „enttäuscht“darüber, dass die EU jetzt nicht mehr „intensiv“an einem Deal arbeiten wolle (das Wort war aus der Schlusserk­lärung geflogen) und es sei kein guter Zugang, wenn man alle Last nur einem, seinem Land zuschieben wolle.

Boris Johnson will heute reagieren. Vorausscha­uend haben die Briten schon einmal Hunderte mobile Klos und Sanitäranl­agen bestellt, um den Lastwagenf­ahrern eine schöne Zeit zu machen, wenn sie dann ab 1. Jänner quer durch die Grafschaft Kent bis nach Dover hinunter im Stau stehen. och man soll die Hoffnung nicht aufgeben, das umriss der mit dem Brexit beschäftig­te Eu-abgeordnet­e Bernd Lange (SPD) gestern, indem er in die Schatzkist­e deutscher Schlagermu­sik griff und Christian Anders zitierte: „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“. Aber die Deutschen haben ja gerade den Ratsvorsit­z inne, also war auch Optimismus angebracht. So kam ihm ein passender Katja-ebstein-gassenhaue­r in den Sinn: „Wunder gibt es immer wieder“.

D

Newspapers in German

Newspapers from Austria