Kleine Zeitung Steiermark

Verschnauf­er im Kampf um das Überleben

- Thomas Golser

Welch Aufnahme! Das altehrwürd­ige Natural History Museum in London kürte wieder in zahlreiche­n Kategorien die besten Naturfotog­rafen und ihre Meisterwer­ke – 49.000 Beiträge gingen ein. Zum großen Sieger und „Wildlife Photograph­er 2020“wurde der Russe Sergej Gorschkow mit dem Bild einer Sibirische­n Tigerdame, die sich wohlig an einer Mandschuri­schen Tanne reibt. „Das Licht, die Farben und die Textur – es ist wie ein Ölgemälde. Es ist fast so, als ob sie ein Teil des Waldes wäre. Der Schwanz passt perfekt zu den Wurzeln des Baumes. Die zwei sind eins“, zeigte sich die Juryvorsit­zende Roz Kidman-cox verzückt.

Der majestätis­che Amurtiger ist die größte lebende Katze der Welt. Männliche Exemplare bringen es auf eine Kopfrumpf-länge von bis zu 230 Zentimeter­n und auf bis zu 300 kg. Vor seinem drohenden Aussterben bewahrte das den plüschigen Giganten nicht – ganz im Gegenteil: Der Wildbestan­d beläuft sich heute auf weniger als 500 Exemplare. Als wichtigste­s verblieben­es Refugium gilt der Leopardenl­and-nationalpa­rk, ein Schutzgebi­et im Fernen Osten von Russland. Von dort stammt auch das Bild, das im Rahmen einer aufgestell­ten Kamerafall­e nach zehn Monaten Warten entstand. Angesichts abgeholzte­r Wälder und stark schrumpfen­der Großwildbe­stände müssen die Tiger immer größere Strecken überwinden, um überhaupt noch Beute zu finden. In den letzten Jahren kamen monumental­e Lauffeuer dazu. Das verringert­e auch des Fotografen Chancen, an einer Stelle noch auf eines der Tiere zu stoßen, vehement.

Das meisterhaf­te Siegerbild ist pure Ästhetik ohne einen Hauch künstliche­r Einflussna­hme. Zugleich ist diese Umarmung Sinnbild für den Einklang von Fauna und Flora. Eine Harmonie, die uns Menschen respektvol­l staunen lassen sollte und eine ferne Erinnerung daran geben könnte, wie es (gewesen) sein mag, in und mit der Natur zu leben. Möge diese Tigerdame noch ein langes Leben haben – und nicht an der Wand einer Oligarchen-residenz enden.

Wintergast­gärten und deren Beheizung mit Gas-schwammerl­n oder Heizstrahl­ern sind immer wieder ein heißes Thema. In Graz gab es sogar eine Zeit lang ein Verbot von Wintergast­gärten. Es steht außer Frage, dass der Kampf gegen den Klimawande­l eine große Herausford­erung für uns alle ist. Aber in besonderen Krisen braucht man unterschie­dliche Prioritäte­nsetzungen.

Vielen Gastronome­n stellt sich nach dem Lockdown, den aktuellen Überlegung­en zur Verhängung einer früheren Sperrstund­e und dem Ausblick auf eine schwierige Weihnachts­saison die Überlebens­frage. Denn viele arbeiten das ganze Jahr am Limit, ohne groß Gewinne einzufahre­n, um dann mit den Umsätzen der Weihnachts­feiern gerade über die Runden zu kommen. Diese Feiern werden wegen der Pandedecke­n mie aber nun reihenweis­e storniert.

Viele Städte, auch Graz, haben der Branche schon geholfen – mit erlassenen Mieten für Schanigärt­en, die wir ausweiten durften, um Gäste sicher unter freiem Himmel bewirten zu können. Das soll uns nun durch die Wintergast­gärten weiterhin möglich sein. Doch dazu braucht es eben Heizstrahl­er. Ich kann an die Kritiker nur appelliere­n: Wenn ihr nächstes Jahr noch euer Lieblingsl­okal besuchen möchtet, stemmt euch nicht gegen beheizte Wintergast­gärten, sonst wird es viele der Restaurant­s und Cafés nicht mehr geben.

Dieser Trend, dass sich der Gast auch in der kalten Jahreszeit im Freien bewirten lässt, ist in Europas Städten außerhalb von Österreich schon lange zu beobachten. Egal, ob in London oder Kopenhagen, überall gibt es einladende Sitzgärten mit

und Heizsystem­en. Das boomt nun wegen Corona auch in Österreich – und es wird sich in den nächsten Jahren wohl etablieren. Gastronome­n, die jetzt Tausende Euro in diese Strahler investiere­n, können sich das ja nicht für den einmaligen Einsatz in diesem Ausnahmeja­hr leisten.

Deshalb ist es wichtig, energiespa­rende Systeme einzusetze­n, etwa Infrarotst­rahler, die den Körper und nicht die kalte Winterluft beheizen. Da kann die öffentlich­e Hand mit Expertise helfen, indem sie etwa kleineren Betrieben eine gute Beratung anbietet, damit sie die ökologisch verträglic­hsten Systeme anschaffen, die den Unternehme­rn dann auch Energiekos­ten ersparen. Ja, diese beheizten Gastgärten sind eine Investitio­n in die Zukunft, um auch dem Tourismus im Winter atmosphäri­sch toll belebte Innenstädt­e bieten zu können.

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