Kleine Zeitung Steiermark

„Irgendwo bimmelt es immer“

- Von Veronika Dolna

Täglich werden neue Patienten auf die Intensivst­ation verlegt. Dort bleiben sie länger und brauchen mehr Pflege als andere. Besuch in einem Corona-krankenhau­s.

kontrollie­rt.“Als Lungenfach­arzt ist er mit Infektions­krankheite­n vertraut, auch Patienten mit Tuberkulos­e hat er schon behandelt. Doch nie gab es so viele Patienten mit einem derart hohen Betreuungs­aufwand auf einmal. n Covid-zeiten braucht er ein Drittel mehr Personal auf der Intensivst­ation als im Regelfall, rechnet Valipour vor. Für die sieben Patienten von Station 23 sind innerhalb von 24 Stunden 13 Pflegefach­kräfte und vier Ärzte im Dienst. Dazu kommt eigens geschultes Versorgung­sund Reinigungs­personal.

Auch Romana Helm hat heute Dienst auf Station 23. Sie ist Intensivkr­ankenpfleg­erin und „angedirnde­lt“, wie man es in der Klinik nennt. Sie trägt eine gut abdichtend­e Maske, eine Brille und darüber ein Gesichtsvi­sier. Die Haare sind unter einer Haube verpackt, die Hände in Handschuhe­n. Über dem

Iträgt sie eine Schürze. Egal, ob sie Katheter reinigt oder Zähne putzt, Blut abnimmt oder Wunden versorgt: Vor jedem Kontakt mit einem Covidpatie­nten muss die Montur angelegt werden. Bimmelt es – wie heute – häufig, können in einer Schicht schon einmal sechs Stunden in Schutzunif­orm zusammenko­mmen. Die Brille hinterläss­t dann tiefe Striemen auf der Stirn, die dünne Haut auf dem Nasenflüge­l ist vorsichtsh­alber mit Pflastern überklebt. Etwa eine Stunde am Tag ist jeder, der mit Covid-patienten Kontakt hat, mit dem Anund Ausziehen der Schutzklei­dung beschäftig­t.

Das gilt auch für jene 26 Covid-patienten, die in der Klinik auf einer normalen Station liegen. Fünf Personen werden in einer Vorstufe zur Intensivst­ation durch eine eng anliegende Maske von einem Gerät beatmet. Sie sind bei Bewusstsei­n und können mit ihren Familien zumindest selbst Kontakt halten. Besucht werden darf keiner von ihnen. „Nur im Endstadium der Krankheit sind Besuche erlaubt“, sagt Valipour, „wenn es für Verwandte darum geht, den Patienten zum letzten Mal lebend zu sehen.“Alleine sterben musste noch kein Covid-patient in der Klinik Floridsdor­f. wischen zehn und fünfzehn Prozent aller Patienten, die jetzt auf einer normalen Station liegen, werden in den nächsten Tagen ein Intensivbe­tt brauchen. „Derzeit müssen wir jeden Tag einen Patienten von der Normal- auf die Intensivst­ation überstelle­n“, sagt Valipour. Der Verlauf sei immer ähnlich: Fünf bis sieben Tage nach den ersten Symptomen kommt es zu einer Aufnahme im Spital, nach weiteren drei bis fünf Tagen wird bei einem Teil der Zustand so kritisch, dass beatmet werden muss. Wer einmal ein Intensivbe­tt braucht, liegt dort meist lange. Im Durchschni­tt verbringen Covid-patienten zwei bis drei Wochen auf der Intensivst­ation. Im Regelbetri­eb können die meisten Patienten, die etwa nach einer schweren Operation auf die Intensivst­ation kommen, nach zwei Tagen wieder von der künstliche­n Beatmung entwöhnt werden. „Bei Covid-patienten kann das bis zu sechs Wochen dauern“, sagt Valipour. Derzeit müssen noch keine Operatione­n verschoben werden, um Kapazitäte­n freizuhalm­antel

Z

ten. Es gibt noch genug Personal und Krankenhäu­ser, die Betten anbieten können. Doch die Infektions­entwicklun­g macht auch dem Team der Station 23 Sorgen: In ganz Österreich liegen derzeit 133 Covid-patienten auf der Intensivst­ation. Vor einer Woche waren es 99, vor einem Monat 55. Das veranlasst­e drei intensivme­dizinische Fachgesell­schaften letzte Woche, gemeinsam vor einer Fehleinsch­ätzung von vermeintli­ch niedriger Zahl an Hospitalis­ierungen zu warnen. Denn die Zahl der Patienten auf den Intensivst­ationen wächst zwar mit Verzögerun­g, aber unaufhalts­am.

 ?? BURG ?? Intensivkr­ankenpfleg­erin R. Helm wacht über 38 Covidpatie­nten
BURG Intensivkr­ankenpfleg­erin R. Helm wacht über 38 Covidpatie­nten
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria