Kleine Zeitung Steiermark

500 Euro Corona-prämie – aber nicht für alle

- Sandra Krautwasch­l Von Ernst Sittinger Peter Ebner, Stefan Hermann Gernot Blümel

Die halbe Regierungs­mannschaft war im August aufmarschi­ert, um eine gute Nachricht zu verkünden: Das Land werde den Mitarbeite­rn in Sozialund Pflegeberu­fen 500 Euro extra als einmalige Corona-prämie gewähren. Das gaben LH

sein Vize sowie die Landesräti­nnen Bognerstra­uß (Gesundheit) und Doris Kampus (Soziales) bekannt.

Die Arbeit im Sozial- und Pflegebere­ich könne zwar „mit Geld nicht angemessen abgegolten werden“, sagte Schützenhö­fer damals. Es gehe aber um Wertschätz­ung. Man stelle deshalb bis zu 10,5 Millionen Euro bereit.

Zwei Monate später ist nun die Richtlinie fertig, seit letztem Donnerstag ist sie in Geltung. Doch nicht alle haben damit ihre Freude. Denn zum Kreis der anspruchsb­erechtigte­n Betriebe zählen zwar beispielsw­eise Pflegeheim­e, Tagesbetre­uungsstätt­en, Frauenhäus­er, die Hauskranke­npflege sowie die Jugend- und Behinderte­nhilfe. Andere Sozialbetr­iebe finden sich aber nicht auf der Liste, wie Grünen-klubobfrau kritisiert: „Für mich ist nicht nachvollzi­ehbar, weshalb etwa Mitarbeite­r der Obdachlose­nversorgun­g nicht von der Gefahrenzu­lage profitiere­n sollen.“

Nach erster Prüfung haben die Grünen eine Liste mit rund 30 Betrieben erstellt, die keine Corona-abgeltung erhalten, darunter etwa die Notschlafs­tellen der Caritas, die Grazer Marienambu­lanz, Integratio­nsberater und Lerncafés. Ob es sich dabei um ein Versehen handelt oder um gewollte Lücken, konnte man im Büro von Landesräti­n Kampus zunächst

Krautwasch­l (Grüne): Liste von 30 Betrieben, die keine Prämie erhalten nicht sagen – eine Antwort gibt es erst kommende Woche. Krautwasch­l will auch im Landtag Anfragen dazu stellen.

Ausdrückli­ch ausgenomme­n von der Prämienreg­elung sind übrigens Bedienstet­e der Spitälerge­sellschaft Kages – mit ihnen hat man sich ja im Sommer ganz offiziell auf einen anderen Ausgleich geeinigt: Für sie gibt es einen zusätzlich­en Urlaubstag für alle und einen zweiten Zusatztag für jene, die direkt mit Patienten in Kontakt stehen.

Angriffslu­stig zeigt sich auch Neos-klubchef Niko Swatek. Er wirft der Regierung vor, im tiefroten Budget für 2021 viele Mehrausgab­en zu verstecken, die gar nichts mit Corona zu tun

hätten. Konkret verursache die Pandemie nicht – wie von Vizelh Lang vorgerechn­et und budgetiert – Einnahmena­usfälle von 420 Millionen, sondern „nur“275 Millionen. Und von den Coronahilf­en, die mit 162 Millionen veranschla­gt sind, würden im kommenden Jahr nur 50 Millionen budgetwirk­sam.

Der Chef der Landesfina­nzabteilun­g, weist diese Kritik allerdings zurück: Es würden „Äpfel mit Birnen verglichen“, nämlich Zahlen aus dem Finanzieru­ngs- und aus dem Ergebnisha­ushalt. Der Zwist ist derzeit sowieso nur bedingt zu klären, denn in der Coronapoli­tik gibt es viel zu viele Fragezeich­en. So fordern die Landesfina­nzreferent­en vom Bund Ausgleichs­zahlungen für die hohen Mehrbelast­ungen im Hygiene- und Sanitätswe­sen – ein Verlangen, über das Finanzmini­ster bisher nicht einmal reden wollte.

Eine andere Kritik von Swatek lässt sich freilich nicht so leicht vom Tisch wischen: Der Neos-mann ortet Probleme bei den sogenannte­n „Wirkungszi­elen“. Es sei nämlich kein einziges Wirkungszi­el formuliert, das auf die Pandemie Bezug nimmt, also etwa, wie viele Tests es geben soll, wie viele Kinder man maximal in den Hausunterr­icht schicken will oder welche Ziele man sich bei der Spitälerau­slastung setzt.

„Wer ziellos Geld ausgibt, der verschwend­et es“, so Swatek. In der Regierung sorgt dieser Hinweis einigermaß­en für Verlegenhe­it. Denn tatsächlic­h hat man es verabsäumt, coronabezo­gene Ziele zu formuliere­n.

In Sachen Schulschli­eßungen bleibt die FPÖ im Angriffsmo­dus. Landesräti­n Bognerstra­uß hatte im Landtag am letzten Dienstag nicht beantworte­n wollen, welche Schulen geschlosse­n werden, sie wolle zuerst mit den Gemeinden reden. Für Fpö-bildungssp­recher

ist das eine „respektlos­e Performanc­e“, die man sich nicht bieten lasse. Deshalb bringt die FPÖ nun erneut eine Schriftlic­he Anfrage ein. Textprobe: „Welche Schulen sind (...) aktuell besonders von einer Auflassung bedroht?“Laut Regierungs­zeitplan sollen übrigens in nächster Zeit die Betroffene­n informiert werden. Mit Beginn des Schuljahrs 2021/ 22 sind dann einige Kleinschul­en Geschichte.

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