„Zustände hier sind absolut verheerend“
Klaus Schwertner, Geschäftsführender Direktor der Caritas Erzdiözese Wien, schildert die Situation auf Lesbos: Wenig habe sich nach Moria zum Positiven verändert, Regen verschlimmerte die Lage.
sehr, diese Einsicht setzt sich jetzt durch – in Athen und Brüssel, aber auch in Wien.
Moria, eine Katastrophe mit Anlauf: Gibt es derzeit Gewalt?
Nein, die Menschen sind zwar verzweifelt, aber die Sicherheitslage ist aktuell stabil. Die Polizeipräsenz im neuen Camp wurde massiv verstärkt. Die Konsequenz kann nicht sein, Tausende Menschen wegen einer Verzweiflungstat einiger weniger (aktuell sind fünf Personen wegen des Verdachts der Brandstiftung in Untersuchungshaft, Anmerkung) unter Generalverdacht zu stellen.
flüchtete auf den Ägäisinseln, heute sind es nach Transfers aufs Festland zwischen 20.000 und 25.000. Die Situation für Geflüchtete ist in Griechenland aber seit vielen Jahren alles andere als menschenwürdig. Athen hat es bis heute trotz enormer Eu-mittel nicht ausreichend geschafft, einen menschenrechtskonformen Umgang mit Menschen zu finden. Hilfe, die die Caritas und viele andere leisten, kann eine politische Lösung nicht ersetzen.
Wälzt Europa nicht auch Verantwortung auf Griechenland ab?
Gleichzeitig fühlt sich Griechenland von der EU im Stich gelassen und hält so wie andere Regierungen in der EU an dem Modell der Abschreckung fest. Dass dies nicht funktioniert, wird auf den griechischen Ägä
isinseln schmerzhaft sichtbar – für die lokale Bevölkerung wie auch für die Geflüchteten.
Nach dem Brand von Moria wurde sehr rasch von den griechischen Behörden reagiert, um die Obdachlosigkeit zumindest mit dem neuen Zeltlager zu beenden. Aber während wir unsere Kinder in Österreich mit Masken in die Schulen schicken und Pflegewohnhäuser vor Corona schützen, ist es uns gleichzeitig egal, dass Tausende Kinder und alte Menschen auf griechischen Ägäisinseln und immer mehr auch am Festland im Dreck dahinvegetieren und dem Virus schutzlos ausgesetzt sind. Bis heute gibt es im neuen Lager z.b. keine einzige Dusche. Diese Menschen auf Lesbos waschen sich derzeit im Meer.