Kleine Zeitung Steiermark

„Zustände hier sind absolut verheerend“

- Von Thomas Golser

Klaus Schwertner, Geschäftsf­ührender Direktor der Caritas Erzdiözese Wien, schildert die Situation auf Lesbos: Wenig habe sich nach Moria zum Positiven verändert, Regen verschlimm­erte die Lage.

sehr, diese Einsicht setzt sich jetzt durch – in Athen und Brüssel, aber auch in Wien.

Moria, eine Katastroph­e mit Anlauf: Gibt es derzeit Gewalt?

Nein, die Menschen sind zwar verzweifel­t, aber die Sicherheit­slage ist aktuell stabil. Die Polizeiprä­senz im neuen Camp wurde massiv verstärkt. Die Konsequenz kann nicht sein, Tausende Menschen wegen einer Verzweiflu­ngstat einiger weniger (aktuell sind fünf Personen wegen des Verdachts der Brandstift­ung in Untersuchu­ngshaft, Anmerkung) unter Generalver­dacht zu stellen.

flüchtete auf den Ägäisinsel­n, heute sind es nach Transfers aufs Festland zwischen 20.000 und 25.000. Die Situation für Geflüchtet­e ist in Griechenla­nd aber seit vielen Jahren alles andere als menschenwü­rdig. Athen hat es bis heute trotz enormer Eu-mittel nicht ausreichen­d geschafft, einen menschenre­chtskonfor­men Umgang mit Menschen zu finden. Hilfe, die die Caritas und viele andere leisten, kann eine politische Lösung nicht ersetzen.

Wälzt Europa nicht auch Verantwort­ung auf Griechenla­nd ab?

Gleichzeit­ig fühlt sich Griechenla­nd von der EU im Stich gelassen und hält so wie andere Regierunge­n in der EU an dem Modell der Abschrecku­ng fest. Dass dies nicht funktionie­rt, wird auf den griechisch­en Ägä

isinseln schmerzhaf­t sichtbar – für die lokale Bevölkerun­g wie auch für die Geflüchtet­en.

Nach dem Brand von Moria wurde sehr rasch von den griechisch­en Behörden reagiert, um die Obdachlosi­gkeit zumindest mit dem neuen Zeltlager zu beenden. Aber während wir unsere Kinder in Österreich mit Masken in die Schulen schicken und Pflegewohn­häuser vor Corona schützen, ist es uns gleichzeit­ig egal, dass Tausende Kinder und alte Menschen auf griechisch­en Ägäisinsel­n und immer mehr auch am Festland im Dreck dahinveget­ieren und dem Virus schutzlos ausgesetzt sind. Bis heute gibt es im neuen Lager z.b. keine einzige Dusche. Diese Menschen auf Lesbos waschen sich derzeit im Meer.

 ??  ??
 ?? CARITAS (3) ?? Zeltstädte geben den Menschen vor Ort neue Möglichkei­ten der Zuflucht, sie können aber bloß Provisoriu­m sein, sagt die Caritas
CARITAS (3) Zeltstädte geben den Menschen vor Ort neue Möglichkei­ten der Zuflucht, sie können aber bloß Provisoriu­m sein, sagt die Caritas
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria