Vordenker für globale Gerechtigkeit
Indischer Wissenschaftler bekommt Friedenspreis des Buchhandels.
Seit 70 Jahren vergibt der in Frankfurt ansässige Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Friedenspreis. Dotiert mit 25.000 Euro, werden mit dem Preis Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben, geehrt. 2020 ging er am Wochenende an den in den USA lebenden Wissenschaftler und Philosophen Amartya Sen. Denn der 86-Jährige habe sich „als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandergesetzt“, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats. Seine Arbeiten trügen zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit bei und seien heute so relevant wie nie zuvor.
Wegen der Corona-pandemie konnte Sen nicht persönlich in die Frankfurter Paulskirche kommen, stattdessen wurde er aus Boston zugeschaltet. „Sen schreibt an gegen die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten dieser Welt. Sein Human Development Index betrachtet nicht nur das Bruttoinlandsprodukt, er schaut auf das Wohlergehen der Menschen“, hieß es in der von Schauspieler Burghart Klaußner vorgelesenen Laudatio von Bundespräsident Frank-walter Steinmeier. Und weiter: „Wer hätte diese Auszeichnung also mehr verdient als jemand, dessen Werk bei aller intellektuellen Brillanz vor allem eines auszeichnet: Menschlichkeit.“In seinem Kampf für Gerechtigkeit gehe es ihm im Kern nämlich immer um Demokratie. Geboren wurde Sen 1933 in Shantiniketan (Westbengalen); er studierte Wirtschaftswissenschaften in Kolkata (ehemals Kalkutta) und England und ist seit 2004 Professor in Harvard. 1998 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaft. In seiner Dankesrede sprach er sich gegen Autokratie, Benachteiligung und Ungerechtigkeit aus, die er in Indien, aber auch in seiner Wahlheimat, den USA, sowie in vielen anderen Ländern beobachte. „Heute ist gesellschaftlich kaum etwas dringlicher geboten als globaler Widerstand gegen den zunehmenden Autoritarismus überall auf der Welt“, erklärt der Geehrte.