Kronprinz Rudolf und Königin Renette
250 Sorten – und noch viel mehr Interessierte – bei Ausstellung „Hirschbirne trifft Schafnase“.
Weiße Schirme, hölzerne Kisten und bunte Äpfel zieren an diesem verregneten Vormittag die Grazer Herrengasse. Dutzende Interessierte tummeln sich rund um „Kronprinz Rudolf“, „Rheinische Renette“oder „Lavanttaler Bananenapfel“. Zum Teil sind sie mit ihren Apfelkörben sogar aus Kärnten oder dem Mürztal in die Landeshauptstadt angereist, um in Erfahrung zu bringen, welche Sorte da eigentlich in ihrem Garten wächst.
Rund um alte Apfelsorten, die es nicht im Supermarkt zu kaufen gibt, ist gestiegen. Das sieht man auch bei Österreichs größter Streuobstausstellung, die am Donnerstag in Graz und am Samstag in Bruck an der Mur über die Bühne ging. Unter dem Motto „Hirschbirne trifft Schafnase“veranstalteten die sieben Naturparke zum neunten Mal das Event.
Wie unterscheidet man Glasäpfel von Goldrenetten? Anhand von 93 Merkmalen, die der Pomologe – also Apfelexperte – Alois Wilfling alle kennt. „Mir schmeckt immer jener Apfel am besten, den ich gerade esse.“
„Wir zeigen heuer 250 Sorten an Birnen und Äpfeln“, sagt Bernhard Stejskal, Geschäftsführer der Naturparke. Die Veranstaltungen müssen aufgrund der Corona-situation im kleineren Rahmen stattfinden. „Wir haben heuer mehr telefonische Rückmeldungen – die Sensibilität für alte Obstsorten steigt.“So auch bei Gerhard und Traude Friesenbichler, die sogar eine Apfelsorte zur Streuobstausstellung beigetragen haben: „Wir haben nur einen Baum, aber heuer 100 Kilogramm der Horneburger Pfannkuchenäpfel geerntet.“Alois Wilfling hat den Agrarhandel eva & adam aufgezogen. Er dient als Drehscheibe zwischen Bauern und Gastronomie. Bezahlt wird zwischen 0,50 und 2,20 Euro – der Normalpreis für Streuobst liegt sonst bei vier Cent. „Die 250 Sorten repräsentieren eigentlich 5000 Pflanzen- und Tierarten, die auf einer Streuobstwiese leben“, sagt Umweltlandesrätin Ursula Lackner. Man müsse Menschen sensibilisieren, dass Streuobst zwar oft fleckig sei, dies aber keinen Makel darstelle.