Kleine Zeitung Steiermark

Gondeln ohne Scheiben, Lift ohne Gedränge

- Von Ernst Sittinger

Wie könnte die bevorstehe­nde Skisaison gedeihlich ablaufen, falls es sie überhaupt gibt? Der Arzt und Gesundheit­swissensch­aftler Martin Sprenger hat dazu recht genaue Vorstellun­gen. Er plädiert dafür, zwischen kleinen Familiensk­igebieten (mit nur Sessel- und Schlepplif­ten) und großen Skischauke­ln (mit überwiegen­d Gondelbetr­ieb) zu unterschei­den. Für beide Typen seien Sicherheit­skonzepte möglich, die freilich exakt definiert werden müssen.

Die wichtigste Regel laut Sprenger: Es müssen möglichst alle Aktivitäte­n nach draußen verlagert werden, da das Corona-ansteckung­srisiko an der frischen Luft deutlich geringer ist. Konkret: „Vom Parkplatz

Problemzon­e Gastronomi­e am Pistenrand: „Kreative Lösungen sind nötig“, sagt Martin Sprenger (links)

Kann die Skisaison gelingen, ohne dass jede Piste zum Hotspot wird? Der Arzt Martin Sprenger sagt Ja – wenn es genaue Auflagen gibt.

über die Liftkasse bis zum Anstellen müssen die Wege definiert sein und überall muss genügend Abstand eingehalte­n werden.“Kaum Probleme sieht er in den kleinen Skigebiete­n: „Die sind für mich problemlos bespielbar. Es muss vielleicht eine gewisse Ordnung beim Anstellen am Lift geben.“

Deutlich schwierige­r sei die Lage bei Gondeln – das betrifft nicht nur die Kabinen selbst, sondern auch den Einstiegsb­ereich, der in den großen Skiarenen häufig durch überdachte oder verbaute Vorhallen und Gänge führt. Sprenger: „Ich empfehle, dass die Gäste draußen im Freien warten und nur in kleinen Gruppen in die Talstation­en eingelasse­n werden.“Für die Gondeln selbst sei wohl eine halbe Belegung das Maximum:

„Mehr als drei Leute würde ich in eine Sechsergon­del nicht hineinlass­en – abgesehen vielleicht von Familien aus demselben Haushalt.“Dazu seien flankieren­de Maßnahmen denkbar. Sprenger berichtet von Überlegung­en, aus den Gondeln die Fenstersch­eiben zu entfernen, um für ständige Lüftung zu sorgen. Ein Tiroler Skigebiet habe in Planung, jedem Gast ein Gratis-umhängetuc­h für die Mundpartie („Buff “) zu schenken.

Für die Gastronomi­e müsse es ebenfalls Entflechtu­ngskonzept­e geben. Etwa: „Wir wissen, dass Selbstbedi­enung ungünstige­r ist, weil dabei Gedränge entsteht. Also sollte man auf Bedienung am Tisch umstellen.“Sprenger kann sich auch vorstellen, zur Mittagszei­t in den Skihütten die Regel „Family first“umzusetzen – also Tische im Innenberei­ch beispielsw­eise von 12 bis 14 Uhr nur für Familien mit Kindern. „Für die anderen kann man sich im Außenberei­ch eine gute Lösung einfallen lassen – da ist Kreativitä­t gefragt“, betont Sprenger.

Wichtig für all diese Regeln: Sie sollten „nicht im Befehlston und mit Verboten“aufgestell­t werden, sondern eher charmant und vielleicht sogar mit Humor. So könnte man etwa an der Talstation des Lifts folgenden Hinweis anbringen: „Die Gondel fährt 3 Minuten. Aber sie fährt nicht schneller, wenn man sich enger an den Eingang drängt.“

Entscheide­nd sei, dass sich die Gäste sowohl sicher als auch wohlfühlen. Sprenger hofft auf ein sanfteres Skierlebni­s und weniger „Halligalli“: Die Leute sollten weniger

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KK, STOCK&PEOPLE
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