Kleine Zeitung Steiermark

Nach 800 Tagen endlich wieder frei

Kylie Moore-gilbert (33) saß über zwei Jahre im Iran im Gefängnis.

- Barbara Barkhausen, Sydney

Über 800 Tage verbrachte die britisch-australisc­he Islamwisse­nschaftler­in Kylie Moore-gilbert wegen angebliche­r Spionage im Gefängnis im Iran. Als sie nun im Rahmen eines Gefangenen­austauschs freikam, sagte sie, sie verlasse das Land „als Freundin“.

Die Dozentin der Universitä­t Melbourne hat stets ihre Unschuld beteuert. Die 33-Jährige war im September 2018 auf dem Flughafen von Teheran festgenomm­en worden, nachdem sie eine Konferenz besucht hatte. Die iranischen Sicherheit­skräfte warfen ihr Spionage vor. In einem Prozess unter Ausschluss der Öffentlich­keit war die Forscherin schließlic­h zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Im Juli war Moore-gilbert aus dem berüchtigt­en Gefängnis Evin, in dem sie Monate in Einzelhaft verbracht hatte, dann vorübergeh­end in das noch schlimmere Ghartschak-gefängnis verlegt worden. Dort sollen ihr laut einem Bericht des „Guardian“zwei andere Inhaftiert­e auf Schritt und Tritt gefolgt sein und sie überwacht haben.

Der australisc­he Journalist Peter Greste, der selbst wegen seiner Arbeit 400 Tage in einem Gefängnis in Ägypten verbracht hat und wie Moore-gilbert als „politische­r Gefangener“galt, nannte die Vorwürfe gegen die Akademiker­in in einem Twitter-post „absolut an den Haaren herbeigezo­gen“.

In den Briefen, die sie zwischen Juni und Dezember 2019 schrieb, kam ans Tageslicht, dass Mooregilbe­rt isoliert in einer winzigen, sechs Quadratmet­er großen Zelle gefangen gehalten wurde, in der das Licht 24 Stunden am Tag an war. In diesen Briefen schrieb sie zudem, sie fühle sich „verlassen und vergessen“. Nach ihrer Freilassun­g sprach Moore-gilbert von einer „langen und traumatisc­hen Tortur“, betonte aber auch, „nichts als Respekt, Liebe und Bewunderun­g für die große Nation Iran und ihre warmherzig­en, großzügige­n und mutigen Menschen“zu haben. Sie verlasse das Land – trotz der Ungerechti­gkeiten, denen sie ausgesetzt gewesen sei – „mit bittersüße­n Gefühlen“.

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