Nicht um jeden Preis: Wie Wirte ihre Rückkehr organisieren
Steirische Gastgeber würden nach dem Lockdown gerne wieder aufmachen. Kammer regt einen abgeänderten Umsatzersatz an.
Brust oder Keule? Falsche Frage. In der Gastronomie rauchen die Köpfe, ob es denn überhaupt Sinn mache, nach dem zweiten Lockdown heuer noch aufzusperren.
Der Wirtschaftskammer sei ein weiterer Umsatzersatz am liebsten, verheimlicht Fachgruppenchef Klaus Friedl nicht. Freilich nicht 80 Prozent vom so starken Dezember. Basis solle ein Zwölftel vom Umsatz von 2019 sein. Die Überlegung dahinter: „Besser die Betriebe haben im Dezember geschlossen und können dann im Jänner sicher aufmachen – mit rentablen Öffnungszeiten.“
Ein Reizwort, denn nicht nur Friedl geht davon aus, dass nach dem 7. Dezember Vorschriften wie kurz vor dem Lockdown in Kraft treten. Der Obmann: „Was bringen 14 Tage im Dezember, wenn um 18 Uhr Sperrstunde wäre?“23 Uhr sei das Mindeste. Oder eben lieber „gleich ruhige Weihnachten“.
Garniert mit dem Aufruf an
Firmen und Gäste, Gutscheine zu kaufen.
Hin- und hergerissen ist Judith Schwarz (aiola, Landhauskeller in Graz): Man werde die Lokale, sobald das erlaubt sei, wieder aufmachen. „Wir sehnen uns danach und die Gäste ebenso.“Aber auch sie zweifelt, ob es im Dezember überhaupt gestattet sein wird, Lokale aufzumachen. Deutschland hat den Lockdown für die Gastronomie ja verlängert.
Heinz Reitbauer vom Steirereck am Pogusch bestätigt: „Wir wollen aufsperren.“Zu Silves
ter sei man ausgebucht. Man muss freilich abwarten, wie die Bundesregierung entscheidet. Er geht davon aus, dass man Mitte Dezember mehr weiß.
die Wiedereröffnung der Gastronomie nicht möglich sein, müsse ein Ersatz her, so der Tenor im Restaurant Steirereck in Wien. Denn so gut der Umsatzersatz für November auch ist: „Wir leben alle auch von Reserven, die für anderes gedacht waren“, betont Birgit Reitbauer. Sie wolle nach dem Lockdown
„selbstverständlich aufmachen“. Jeder Tag später wäre eine Katastrophe. „Nicht nur für uns, die keinen Umsatz machen. Auch für alle Mitarbeiter, das sind Hochleistungsleute, die zu Hause bleiben müssen und denen Verdienst entgeht.“
Karl Christian Kollmann vom Burgrestaurant Deutschlandsberg würde „mit Freude“wieder aufsperren. Die Nachfrage sei da: „Immer wieder reden mich Leute an, sie würden sich schon so freuen, wieder ins Restaurant zu kommen.“Er persönlich gehe aber davon aus, 2020
Sobald es möglich ist, aufsperren: Judith Schwarz
nicht mehr aufzusperren. Das wäre zu akzeptieren, da die Politik „schon auf die Gastronomie schaut und sie großzügig unterstützt“.
Auf der Platzhirsch-alm in Schladming bleibt Franz Böhmer pragmatisch, optimistisch: „Die Gastronomie in der Hauptsaison zu entschädigen, kann nicht funktionieren, weil sich das kein Staat leisten kann.“Die beste Entschädigung wäre, wenn man aufsperren dürfte. Sein Après-ski-lokal hat er für den Winter zum urig-gemütlichen Restaurant umgebaut.