Kleine Zeitung Steiermark

Polizei kontrollie­rte

- Von Sarah Ruckhofer Die Mutter

Eine wahre Coronaodys­see durchlebte eine Familie mit schwerbehi­ndertem Sohn. Tests waren mehrfach nicht zu bekommen, nach dem Tod der Oma läutete auch noch die Polizei.

Hinter den Zahlen und Statistike­n rund um das Coronaviru­s verbergen sich oftmals Schicksale, die unter die Haut gehen. Im Bezirk Murtal lebt eine Familie auf einem Bergbauern­hof – Oma, Mutter, ein schwerst körperlich und geistig beeinträch­tigter Sohn. Anfang November wird ein Mitbewohne­r der ausländisc­hen Behinderte­nbetreueri­n positiv getestet, für die Familie beginnt damit eine wochenlang­e Odyssee.

„Natürlich hatten wir große Angst um unseren Sohn. Unser Kind ist ein Hochrisiko­patient, eine Infektion der Lunge ist für ihn ein sicheres Todesurtei­l“, schildert die Mutter. Fünf Stunden lang wartet sie in der Hotline des Gesundheit­stelefons 1450 – vergeblich. Am nächsten Tag wieder das gleiche Spiel. „Wir haben verzweifel­t versucht, jemanden zu erreichen.“Als Kontaktper­son der Kategorie zwei steht der Familie zum damaligen Zeitpunkt aber kein Test zu.

„Wir haben schließlic­h eine Hausärztin gefunden, die uns alle auf eigene Kosten getestet hat.“Die 90-jährige Oma ist positiv und wird sofort isoliert. Die Mutter übernimmt die Pflege von beiden – der betagten Oma und des schwerbehi­nderten Sohnes. Eine Gratwander­ung, die psychisch enorm belastet. Jeder Fehler kann für das Kind tödlich sein. Wenig später stürzt die alte Frau in der Absonderun­g, wird mit leichten Verletzung­en ins Krankenhau­s eingeliefe­rt. Die Sauerstoff­sättigung ist da bereits niedrig, drei Tage später stirbt sie an Organversa­gen.

Wieder versucht die Familie, einen Test zu bekommen – vergebens. „Wir haben gemerkt, es gibt keine Soforthilf­e. Jeder ist

Unser schwerbehi­ndertes Kind ist ein Hochrisiko­patient, eine Infektion der Lunge ist für ihn ein sicheres Todesurtei­l. sich selbst der Nächste, und alle sind maßlos überforder­t“, erzählt die Murtalerin. Auch sie wird nun – erneut privat – positiv getestet, muss sich trotz der Trauer um ihre Mutter absondern. „Keiner hat sich bei uns gemeldet. Das ist so ein schlimmes Gefühl, es hilft einfach niemand.“Eine Pflege für den Sohn zu organisier­en, ist unmöglich, die Sorge frisst die Mutter fast auf. Kurzfristi­g springt eine Angehörige ein, freilich keine Dauerlösun­g. Dazu kommen schwere körperlich­e Symptome. „Ich musste nächtelang mit Sauerstoff­maske schlafen und kann bis heute keine Stiege gehen“, so die Bäuerin.

Diese Woche läutete schließlic­h die Polizei an der Tür, spät

Newspapers in German

Newspapers from Austria