Der Traum von einem Schloss
Die steirische Familie Osmann zog vor neun Monaten in ein Schloss im Weinviertel. Schlossleben als Gemeinschaftsprojekt ganz
besonderer Art.
Ihre Ausflüge und Entdeckungsreisen planen Marion und Michael Osmann seit Jahren nach ihrer persönlichen „Bucket-list“an kunsthistorisch und architektonisch interessanten Häusern, zu denen man nur auf Anfrage Zutritt bekommt. Die Leidenschaft kommt nicht von ungefähr: Revitalisierungen geschichtsträchtiger Bausubstanz sind seit rund 20 Jahren das Geschäft der Osmanns. Hinzu kommt noch, dass Marion Osmann als Fotografin ständig auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten für Ausstellungen ist.
Bei einem Wochenendausflug im Sommer 2019 ins nördliche Weinviertel stand für das Paar, dem die Omas damals die Kinderbetreuung abgenommen hatten, Schloss Haggenberg an der tschechischen Grenze auf dem Programm. „Ein Vierkanter mit 800-jähriger Geschichte, der umgeben von einem Wassergraben wie auf einer Insel
inmitten nahezu unberührter Natur. Das Schloss wirkt wie aus einem Märchen herausgerissen“, schwärmt Marion Osmann von ihrem damaligen Ausflugsziel.
eine Stunde zu früh zur vereinbarten Besichtigung, hatte Kuchen im Gepäck und wusste auf den ersten Blick: „Das ist es, wonach wir suchen, wo wir leben wollen.“Schon lange hatten die Osmanns den Traum von einem schönen, großen, alten Haus für sich und ihre Kinder – egal ob Mühle oder Schloss, und keineswegs als fertiges Nest, sondern als Lebensaufgabe. Wer einfach nur modernen Wohnkomfort sucht, mag dazu „ewige Baustelle“sagen. Aber so ticken die Osmanns nicht. „Dieses Haus hat all die Zeit relativ authentisch überlebt, sonst hat sich an solchen Gebäuden immer irgendjemand selbst verwirklicht“, sagt Michael Osmann.
In den 1960ern gingen auf Haggenberg Künstler wie Frieliegt,
densreich Hundertwasser ein und aus. Dessen damaliger Privatsekretär Horst Wächter erwarb 1986 das desolate Schloss samt Wassergraben. Mit kleinem Budget, aber großer Hingabe erhält er es seitdem und arbeitet seine Geschichte auf – bis vor Kurzem nur mit seinem Neffen als Mitbewohner. Daran wollte Wächter auch gar nichts
Links im Bild die Schloss-wg: In der Mitte Horst Wächter mit seinem Neffen, flankiert von Marion und Michael Osmann mit zwei von ihren drei Kindern ändern. Dann kamen allerdings die Osmanns auf Besuch und es trafen sich Seelenverwandte. Kurz gesagt: Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die letztlich darin mündete, dass die Osmanns knapp vor dem ersten Lockdown den Kaufvertrag für das Schloss unterschrieben und seither wie eine große Familie
mit Horst Wächter auf Haggenberg zusammenleben.
Ein Luxusleben? Das hängt wohl davon ab, wie man es sehen will. „Die Mauern sind stabil, das Dach ist dicht, die Fenster auch. Im Schloss gibt es drei Bäder und drei WCS, wir haben eine moderne Küche und geheizt wird mit Holz-einzelöfen“, erzählen die Osmanns. Ihr Rezept, um gut durch kalte Wintertage zu kommen: „Wir reduzieren den Wohnbereich für uns und die Kinder jetzt auf zwei Räume, wir rücken enger zusammen,“sagt Marion Osmann.
Details unter: www.schlosshaggenberg.at