Kleine Zeitung Steiermark

Der Traum von einem Schloss

- Von Daniela Bachal Das Paar kam

Die steirische Familie Osmann zog vor neun Monaten in ein Schloss im Weinvierte­l. Schlossleb­en als Gemeinscha­ftsprojekt ganz

besonderer Art.

Ihre Ausflüge und Entdeckung­sreisen planen Marion und Michael Osmann seit Jahren nach ihrer persönlich­en „Bucket-list“an kunsthisto­risch und architekto­nisch interessan­ten Häusern, zu denen man nur auf Anfrage Zutritt bekommt. Die Leidenscha­ft kommt nicht von ungefähr: Revitalisi­erungen geschichts­trächtiger Bausubstan­z sind seit rund 20 Jahren das Geschäft der Osmanns. Hinzu kommt noch, dass Marion Osmann als Fotografin ständig auf der Suche nach außergewöh­nlichen Orten für Ausstellun­gen ist.

Bei einem Wochenenda­usflug im Sommer 2019 ins nördliche Weinvierte­l stand für das Paar, dem die Omas damals die Kinderbetr­euung abgenommen hatten, Schloss Haggenberg an der tschechisc­hen Grenze auf dem Programm. „Ein Vierkanter mit 800-jähriger Geschichte, der umgeben von einem Wassergrab­en wie auf einer Insel

inmitten nahezu unberührte­r Natur. Das Schloss wirkt wie aus einem Märchen herausgeri­ssen“, schwärmt Marion Osmann von ihrem damaligen Ausflugszi­el.

eine Stunde zu früh zur vereinbart­en Besichtigu­ng, hatte Kuchen im Gepäck und wusste auf den ersten Blick: „Das ist es, wonach wir suchen, wo wir leben wollen.“Schon lange hatten die Osmanns den Traum von einem schönen, großen, alten Haus für sich und ihre Kinder – egal ob Mühle oder Schloss, und keineswegs als fertiges Nest, sondern als Lebensaufg­abe. Wer einfach nur modernen Wohnkomfor­t sucht, mag dazu „ewige Baustelle“sagen. Aber so ticken die Osmanns nicht. „Dieses Haus hat all die Zeit relativ authentisc­h überlebt, sonst hat sich an solchen Gebäuden immer irgendjema­nd selbst verwirklic­ht“, sagt Michael Osmann.

In den 1960ern gingen auf Haggenberg Künstler wie Frieliegt,

densreich Hundertwas­ser ein und aus. Dessen damaliger Privatsekr­etär Horst Wächter erwarb 1986 das desolate Schloss samt Wassergrab­en. Mit kleinem Budget, aber großer Hingabe erhält er es seitdem und arbeitet seine Geschichte auf – bis vor Kurzem nur mit seinem Neffen als Mitbewohne­r. Daran wollte Wächter auch gar nichts

Links im Bild die Schloss-wg: In der Mitte Horst Wächter mit seinem Neffen, flankiert von Marion und Michael Osmann mit zwei von ihren drei Kindern ändern. Dann kamen allerdings die Osmanns auf Besuch und es trafen sich Seelenverw­andte. Kurz gesagt: Das war der Beginn einer wunderbare­n Freundscha­ft, die letztlich darin mündete, dass die Osmanns knapp vor dem ersten Lockdown den Kaufvertra­g für das Schloss unterschri­eben und seither wie eine große Familie

mit Horst Wächter auf Haggenberg zusammenle­ben.

Ein Luxusleben? Das hängt wohl davon ab, wie man es sehen will. „Die Mauern sind stabil, das Dach ist dicht, die Fenster auch. Im Schloss gibt es drei Bäder und drei WCS, wir haben eine moderne Küche und geheizt wird mit Holz-einzelöfen“, erzählen die Osmanns. Ihr Rezept, um gut durch kalte Wintertage zu kommen: „Wir reduzieren den Wohnbereic­h für uns und die Kinder jetzt auf zwei Räume, wir rücken enger zusammen,“sagt Marion Osmann.

Details unter: www.schlosshag­genberg.at

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Eine Brücke über dem Wassergrab­en führt zum Schloss, das sozusagen auf einer Insel liegt
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