Kleine Zeitung Steiermark

„Uns fehlt eine finanziell­e Basishilfe“

- Von Susanne Rakowitz

Galeristin Petra Schilcher über die Nöte der Galerien, was nun dringend gebraucht wird und warum

die Investment­kunst gerade boomt.

nur von mir sprechen, aber ich denke, dass es auch vielen Kollegen so ergeht.

Welche Folgen haben die Absagen der meisten Kunstmesse­n?

Kunstmesse­n sind ein essenziell­er Bestandtei­l für viele Galerien, weil sie mehr Kaufpublik­um erreichen – die Art Cologne kommt auf etwa 50.000 Besucher in vier Tagen. Sammler und Kunstinter­essierte kommen auf Messen, um Kunst zu kaufen, sich zu informiere­n, Kontakte zu pflegen. Die Umsätze auf Messen sind für viele Galerien übers Jahr maßgeblich. Aber Messen sind auch teuer und auf guten Messen die Zulassungs­bedingunge­n sehr streng. Es ist immer ein Risiko, denn nur weil man auf einer Messe ausstellt, heißt es nicht, dass man dort auch verkauft.

Der Kunstmarkt ist in einem hohen Maß internatio­nal, mögliche Käufer derzeit wenig mobil. Was bedeutet das für den Verkauf?

Ein Beispiel: Ich hatte per Mail eine Anfrage einer großen Sammlung aus Belgien, die mir kurz vor Abschluss geschriebe­n hat, dass durch die pandemisch­e Situation ihre Budgets eingefrore­n wurden. Die Vorsicht der Käufer ist jetzt wieder aktiviert, was verständli­ch ist. Momentan werden wieder Blue Chips (sehr bekannte Künstler, Anm.) gekauft, also Investment­kunst. Die Auktionshä­user, meist Konzerne, mit völlig anderen Ressourcen als Galerien, nützen das und tun das Ihre noch dazu, um den Verkauf in Galerien zu schwächen. Onlineaukt­ionen boomen. Künstler, die schon gut positionie­rt sind, wird es weniger schwer treffen.

Es wird also als Erstes bei den Budgets für die Kunst gespart?

Meine deutschen Sammler sagen, sie haben derzeit andere Probleme, denn vermutlich wird sich die wirtschaft­liche Wahrheit erst 2021/22 zeigen. Viele unserer Kunden sind Wirtschaft­streibende, die ihre

Betriebe auch erhalten müssen. Die Stimmung ist nicht kauffreund­lich. Uns fehlt daher eine Basishilfe finanziell­er Art, um den Grundbetri­eb zu erhalten, denn die Rücklagen sind schnell aufgebrauc­ht.

Welche Formen der Finanzieru­ng könnten das sein?

Im ärmeren Berlin wurden etwa bis zu 10.000 Euro an Künstler und Kunstbetri­ebshilfen ausgeschüt­tet. Als Überbrücku­ng hätte man bei uns für die Abdeckung der Fixkosten der eh schon sehr wenigen Galerien sorgen können. Einmalige Festivals werden mit Millionen Euros aus öffentlich­en Geldern gesponsert und budgetiert. In

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ARTELIER CONTEMPORA­RY Petra Schilcher in ihrer Galerie, die aktuell Werke von Markus Huemer zeigt

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