„Uns fehlt eine finanzielle Basishilfe“
Galeristin Petra Schilcher über die Nöte der Galerien, was nun dringend gebraucht wird und warum
die Investmentkunst gerade boomt.
nur von mir sprechen, aber ich denke, dass es auch vielen Kollegen so ergeht.
Welche Folgen haben die Absagen der meisten Kunstmessen?
Kunstmessen sind ein essenzieller Bestandteil für viele Galerien, weil sie mehr Kaufpublikum erreichen – die Art Cologne kommt auf etwa 50.000 Besucher in vier Tagen. Sammler und Kunstinteressierte kommen auf Messen, um Kunst zu kaufen, sich zu informieren, Kontakte zu pflegen. Die Umsätze auf Messen sind für viele Galerien übers Jahr maßgeblich. Aber Messen sind auch teuer und auf guten Messen die Zulassungsbedingungen sehr streng. Es ist immer ein Risiko, denn nur weil man auf einer Messe ausstellt, heißt es nicht, dass man dort auch verkauft.
Der Kunstmarkt ist in einem hohen Maß international, mögliche Käufer derzeit wenig mobil. Was bedeutet das für den Verkauf?
Ein Beispiel: Ich hatte per Mail eine Anfrage einer großen Sammlung aus Belgien, die mir kurz vor Abschluss geschrieben hat, dass durch die pandemische Situation ihre Budgets eingefroren wurden. Die Vorsicht der Käufer ist jetzt wieder aktiviert, was verständlich ist. Momentan werden wieder Blue Chips (sehr bekannte Künstler, Anm.) gekauft, also Investmentkunst. Die Auktionshäuser, meist Konzerne, mit völlig anderen Ressourcen als Galerien, nützen das und tun das Ihre noch dazu, um den Verkauf in Galerien zu schwächen. Onlineauktionen boomen. Künstler, die schon gut positioniert sind, wird es weniger schwer treffen.
Es wird also als Erstes bei den Budgets für die Kunst gespart?
Meine deutschen Sammler sagen, sie haben derzeit andere Probleme, denn vermutlich wird sich die wirtschaftliche Wahrheit erst 2021/22 zeigen. Viele unserer Kunden sind Wirtschaftstreibende, die ihre
Betriebe auch erhalten müssen. Die Stimmung ist nicht kauffreundlich. Uns fehlt daher eine Basishilfe finanzieller Art, um den Grundbetrieb zu erhalten, denn die Rücklagen sind schnell aufgebraucht.
Welche Formen der Finanzierung könnten das sein?
Im ärmeren Berlin wurden etwa bis zu 10.000 Euro an Künstler und Kunstbetriebshilfen ausgeschüttet. Als Überbrückung hätte man bei uns für die Abdeckung der Fixkosten der eh schon sehr wenigen Galerien sorgen können. Einmalige Festivals werden mit Millionen Euros aus öffentlichen Geldern gesponsert und budgetiert. In