Kleine Zeitung Steiermark

„Das wird heuer nichts mehr mit dem Advent“

Wie war das mit dem leider nicht erfüllbare­n Wunsch nach einem besinnlich­en und ruhigen Advent?

- Carina Kerschbaum­er

Was hätten Sie heute alles erledigt? Also in normalen Zeiten, wie wir sie kannten. Wird es Ihnen abgehen, das Bummeln am ersten Einkaufssa­mstag? Die ältere Generation wird da wohl lächelnd den Kopf schütteln. Sie soll sich ja gelassener mit dem Ausnahmezu­stand arrangiert haben. Mit ihrem psychische­n Immunsyste­m dürften sie aufgrund der Erfahrung mit Krisen bessere Antworten haben als die meisten von uns, die erstmals erleben, dass Selbstvers­tändlichke­iten sich von einem auf den anderen Tag in Luft auflösen. Wer vor einem Jahr prophezeit hätte, es würden an einem Adventwoch­enende alle Geschäfte gesperrt sein, weil irgendwo in China jemand eine Fledermaus gegessen hat, wäre herzhaft verlacht worden. Geschlosse­ne Geschäfte am ersten Advent? Unvorstell­bar. Also ein

Adventbegi­nn, den sich nicht wenige immer gewünscht haben? Ein Samstag ohne Ö 3-Meldung um 11 Uhr vormittags, dass bereits alle Parkplätze in den Innenstädt­en überfüllt sind. Ein erstmals besinnlich­er Advent ohne Massenandr­ang in Kaufhäuser­n, alkoholisi­erte Punschstan­d-besucher. Eine Freundin, die immer kritisch all die Hektik im Advent kommentier­t hat, meinte gestern trübselig: „Das wird heuer nichts mehr mit dem Advent.“Alles stimme traurig, die geschlosse­nen Geschäfte, die Zahl der Arbeitslos­en. Es würden ihr sogar die Punschstän­de fehlen.

Eine Klage, die wie ein Widerspruc­h zum früher oft gehörten Wunsch nach einem stillen Advent klingt. Jetzt ist es still, verstörend still.

Verstörend, weil Geschenke besorgen, Treffen mit Freunden zum Advent gehören wie Lichterket­ten, das Backen von Keksen oder der Wunsch nach Besinnlich­keit, für die man dann wegen der Feiern oder Einkäufe leider nie Zeit hatte.

Heuer hätten wir Zeit – zumindest bis zum 7. Dezember.

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