Kleine Zeitung Steiermark

Göstings tragische Geisterges­chichte

- Robert Preis

Wer ist die weiße Frau, die manchmal in der Burgruine Gösting auftaucht?

b es Liebe auf den ersten Blick war, werden wir nie erfahren – fest steht nur, dass diese Liebe nicht lange währte.

Es soll sich im 13. Jahrhunder­t zugetragen haben, dass Wulfings jüngere Tochter Anna einen Liebhaber hatte, den er nicht akzeptiert­e. Der Burgherr von Gösting bestimmte also selbst einen Gatten für Anna, ließ die beiden um sie kämpfen, und es kam, wie es kommen musste: Annas Geliebter überlebte diesen Zweikampf nicht.

Das Mädchen war verzweifel­t, rannte davon und stürzte sich von einem Felsen in den Tod – einem Felsen, den wir heute als Jungfernsp­rung kennen. Burgherr Wulfing traf daraufhin der Schlag und das Geschlecht der Göstinger starb an diesem Tag aus.

So weit die Sage, der sich einige Quellen annähern. 1814 etwa veröffentl­ichte Josef August Kumar im „Mahlerisch­en Taschenbuc­h für Freunde interessan­ter Gegenden“

ein Gedicht dazu und die Brüder Grimm nahmen 1816 eine Urform davon in ihre Sammlung auf – ähnliche gibt es auch von Rabenstein (Frohnleite­n) und Kugelstein (Deutschfei­stritz) zu berichten. eniger bekannt ist jene Legende, die im „Grätzer Schreibkal­ender auf das Jahr 1853“veröffentl­icht wurde. Rund um die Burgruine Gösting soll nämlich seit damals eine weiße Frau wandeln. Gleich vorweg, das Gute an derlei weiblichen Geistersch­einungen ist, dass sie selten Böses im Schilde führen. Die weiße Frau taucht im Mondlicht auf, steht händeringe­nd und weinend am Abgrund und verschwind­et wieder. Wir können davon ausgehen, dass es sich um Anna handelt, die einfach keine Ruhe findet.

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