Kleine Zeitung Steiermark

Was sich für Europas Wirtschaft ändert

- Christoph Leitl

Joe Biden steht für einen neuen Stil: Wertschätz­ung, Stabilität, Dialog, Berechenba­rkeit. Er steht auch für neue Inhalte: Rückkehr zum Klimaschut­zabkommen von Paris, Vermeidung eines neuen Wettrüsten­s mit Russland in Europa, Wiederaufn­ahme des Dialogs mit dem Iran. Er wird auch internatio­nale Organisati­onen wie UNO, Welthandel­sorganisat­ion und Weltgesund­heitsorgan­isation einbinden, allerdings unter Leadership der USA. Auf welche Tendenzen muss sich Europas Wirtschaft nun einstellen?

1. Die USA werden ihr Hauptaugen­merk verstärkt Asien zuwenden. Demokraten und Republikan­er stimmen in den USA darüber überein, in China die größte wirtschaft­liche und in Russland die größte politische Bedrohung zu sehen. Die USA wollen nunmehr Europa als Bündnispar­tner zur Bewältigun­g dieser Herausford­erungen gewinnen. Für Europa besteht die Gefahr, im Zuge einer solchen Allianz an Eigenständ­igkeit zu verlieren, es besteht jedoch auch die Chance, zwischen diesen Kontrahent­en seine Eigenständ­igkeit zu verstärken.

2. Eine Unabhängig­keit Europas versetzt dieses in die Lage, mit allen Wirtschaft­spartnern der Welt Freihandel­sabkommen abzuschlie­ßen und dabei auch mit den USA eng zu kooperiere­n, allerdings auf Augenhöhe in einer echten Partnersch­aft. Vorgaben, woher wir Europäer das Gas zu beziehen haben, finden darin keinen Platz. Mit China sollten wir Europäer das derzeit in Verhandlun­g stehende Investitio­nsschutzab­kommen abschließe­n und dabei Fairness im Welthandel einfordern. Dafür wäre jetzt ein idealer Zeitpunkt.

3. Europa muss einen Neubeginn mit Russland setzen. Ein schrittwei­ser Abbau der wirtschaft­lichen Sanktionen, eine transkonti­nentale Freihandel­szone von Lissabon bis Wladiwosto­k und Kooperatio­nen im Bereich Wissenscha­ft und Kultur würden beide Seiten erfolgreic­her machen und zu Stabilität und Prosperitä­t im Osten Europas einen wichtigen Beitrag leisten.

Europa hat gerade jetzt nach der Us-wahl mehr Trümpfe in der Hand, als es glaubt. Es muss diese nur richtig einsetzen.

ist Präsident der europäisch­en Wirtschaft­skammer

„Europas Wirtschaft hat gerade jetzt nach den Wahlen in den USA mehr Trümpfe in der Hand, als es glaubt.“

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