Was sich für Europas Wirtschaft ändert
Joe Biden steht für einen neuen Stil: Wertschätzung, Stabilität, Dialog, Berechenbarkeit. Er steht auch für neue Inhalte: Rückkehr zum Klimaschutzabkommen von Paris, Vermeidung eines neuen Wettrüstens mit Russland in Europa, Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Iran. Er wird auch internationale Organisationen wie UNO, Welthandelsorganisation und Weltgesundheitsorganisation einbinden, allerdings unter Leadership der USA. Auf welche Tendenzen muss sich Europas Wirtschaft nun einstellen?
1. Die USA werden ihr Hauptaugenmerk verstärkt Asien zuwenden. Demokraten und Republikaner stimmen in den USA darüber überein, in China die größte wirtschaftliche und in Russland die größte politische Bedrohung zu sehen. Die USA wollen nunmehr Europa als Bündnispartner zur Bewältigung dieser Herausforderungen gewinnen. Für Europa besteht die Gefahr, im Zuge einer solchen Allianz an Eigenständigkeit zu verlieren, es besteht jedoch auch die Chance, zwischen diesen Kontrahenten seine Eigenständigkeit zu verstärken.
2. Eine Unabhängigkeit Europas versetzt dieses in die Lage, mit allen Wirtschaftspartnern der Welt Freihandelsabkommen abzuschließen und dabei auch mit den USA eng zu kooperieren, allerdings auf Augenhöhe in einer echten Partnerschaft. Vorgaben, woher wir Europäer das Gas zu beziehen haben, finden darin keinen Platz. Mit China sollten wir Europäer das derzeit in Verhandlung stehende Investitionsschutzabkommen abschließen und dabei Fairness im Welthandel einfordern. Dafür wäre jetzt ein idealer Zeitpunkt.
3. Europa muss einen Neubeginn mit Russland setzen. Ein schrittweiser Abbau der wirtschaftlichen Sanktionen, eine transkontinentale Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok und Kooperationen im Bereich Wissenschaft und Kultur würden beide Seiten erfolgreicher machen und zu Stabilität und Prosperität im Osten Europas einen wichtigen Beitrag leisten.
Europa hat gerade jetzt nach der Us-wahl mehr Trümpfe in der Hand, als es glaubt. Es muss diese nur richtig einsetzen.
ist Präsident der europäischen Wirtschaftskammer
„Europas Wirtschaft hat gerade jetzt nach den Wahlen in den USA mehr Trümpfe in der Hand, als es glaubt.“