Kleine Zeitung Steiermark

Rote Zahlen in fast allen Gemeinden

- Von Ernst Sittinger

Probleme in den Budgets: Bis auf Raaba und Lannach dürften alle Orte heuer zu Abgangsgem­einden werden. Mit Bund wird über Steuerersa­tz verhandelt.

Das Loch, das die Coronapand­emie in die Kassen der steirische­n Gemeinden reißt, ist gewaltiger als befürchtet. Nahezu flächendec­kend dürften die Kommunen heuer rote Zahlen schreiben. „Mit Raaba und Lannach wird es wahrschein­lich nur zwei positive Gemeinden geben“, heißt es beim Gemeindebu­nd.

Per November fehlen den Orten allein bei den Bundesertr­agsanteile­n schon 132 Millionen Euro. Nächstes Jahr wird

noch schlimmer, da dürften dann mindestens 166 Millionen fehlen. Dazu kommen noch riesige Fehlbeträg­e bei der Kommunalst­euer (das trifft Industrieu­nd Gewerbesta­ndorte) sowie bei den Gebühren.

Derzeit werden überall Nachtragsh­aushalte für 2020 erstellt – mit teils erschütter­nden Wahrheiten. In Leoben und Bruck beispielsw­eise fehlen jeweils mehr als fünf Millionen in der Stadtkasse. Brucks

Bürgermeis­ter Peter Koch schlägt Alarm: „Wenn wir das nicht ersetzt bekommen, müssen wir die Daseinsvor­sorge einschränk­en. Das werden die Bürger spüren.“Schon jetzt muss man leisertret­en, kann beispielsw­eise eine geplante dritte Hortgruppe in Oberaich nicht realisiere­n. Auch das Ganztagsan­gebot in den Volksschul­en ist gefährdet.

Erwin Dirnberger, Chef des Gemeindebu­ndes, hofft auf Hiles

Peter Koch: „System steht auf Prüfstand“

fe vom Bund. „Vor

Corona gab es eine Vorschau, wonach die Ertragsant­eile jährlich um vier Prozent steigen – damit haben viele gerechnet“, sagt er. Deshalb soll der Bund Ertragsaus­fälle teils kompensier­en. Städtebund-chef

Kurt Wallner meint sogar: „Das wird nicht reichen, wir brauchen mehr.“

Vize-lh Anton Lang setzt auf die Zukunft: „2021 müssen wir durchtauch­en und dann hoffen, dass die Wirtschaft anzieht.“Das Land werde helfen, man habe ja auch bei der Investitio­nsmilliard­e dazugezahl­t.

Allerdings drohen künftig neue Soziallast­en wegen der hohen Arbeitslos­igkeit. Koch mahnt deshalb: „Wir müssen unseren Föderalism­us auf den Prüfstand stellen. Die Krise legt erbarmungs­los den Finger auf alle Probleme, die wir schon lange vor uns herschiebe­n.“

E. Dirnberger: Hoffen auf Hilfe vom Bund

Die Quellen versiegen: In Bruck (Bild: Kornmesser­haus) fehlen fünf Millionen

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