„Mach etwas Vernünftiges“
Seit 45 Jahren sind Helmut Weber (70) und Gerald Kern (81) beim steirischen Roten Kreuz ein eingespieltes Team. Heute betreuen sie das Archiv im Schloss Laubegg.
Der Dienstagabend stand und steht für Gerald Kern und Helmut Weber ganz im Zeichen des Roten Kreuzes. Seit 1975 stellen sich die zwei Grazer bei Tausenden Fahrten gemeinsam in den wöchentlichen Nachtdienst. Helmut Weber ist heute noch jeden Dienstag im Einsatz, „so lange es noch geht“. Kennengelernt haben sie sich vor nunmehr 45 Jahren: „Meine Frau hat damals zu mir gesagt, ich soll einmal etwas Vernünftiges machen. Nach einem Kurs für Sanitäter, der mir sehr getaugt hat, bin ich bei der Rettung geblieben. Gerald wurde zu meinem Chef und wegen der tollen Kameradschaft ist Dienstagnacht seitdem für die Rettung reserviert.“
Zum damaligen Zeitpunkt war Gerald Kern bereits beinahe 20 Jahre im Dienst des steirischen Roten Kreuzes. Im Jahre 1956 wurde er als 17-jähriger Bursche von seinem Berufsschullehrer überzeugt, das Rote Kreuz beim Flüchtlingsstrom nach dem ungarischen Volksaufstand zu unterstützen. Bis zu seinem 70. Lebensjahr hat der heute 81-Jährige nach eigenen Aussagen mehr als 27.000 Fahrten für das Rote Kreuz absolviert.
N eugier und Abenteuerlust haben den pensionierten Bürokaufmann damals auch zu mehreren Auslandseinsätzen bewegt. „Die Erdbeben in Banja Luka und im Friaul, bei den Kurden im Iran, oder in Rumänien nach dem Umsturz 1989. Ich habe schon viel Elend gesehen“, schildert Kern. „Aber wenn man etwas macht, muss man versuchen, es mit hundertprozentiger Leidenschaft zu machen.“
Eine weitere Passion, die die zwei Steirer teilen, ist das Sammeln. Seit acht Jahren betreiben sie das historische Archiv des steirischen Roten Kreuzes im Schloss Laubegg in der Ragnitz. Von Orden und Abzeichen, über alte Schriften bis hin zu Ausrüstungsgegenständen wie etwa einer Hausapotheke aus dem Zweiten Weltkrieg gewähren dort Tausende Gegenstände einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Roten Kreuzes. „Alles, was mit dem Roten Kreuz, der Rettung oder Sanität zu tun hat. Wir sind immer auf der Suche nach Ausstellungsstücken.“
Jeden Mittwoch sind die langjährigen Kollegen und Freunde vor Ort. Aufgrund der Pandemie könne man momentan nur schwer Besucher empfangen, aber man habe für die Zukunft große Pläne: „Wir würden gerne ein Museum daraus machen, vielleicht lässt sich das in den nächsten Jahren realisieren.“