Was wirklich zählt
Zwischendurch ist sie wieder da, die einnehmende Macht der Nebensächlichkeiten, die einen wohlig umspülen: Man redet wieder über (zu) prächtige Bärte, die jüngsten Handschuhtrends (von Bernie Sanders) und die größtmögliche Illusion der Normalität, die man hierzulande aufbieten kann: das Hahnenkammrennen. Starthaus, Mausefalle, U-Hakerl, Steilhang, Steilhangausfahrt, Gleitpassage, Durchschnaufen. Dazwischen ein „weiiiit springt er“und ein „Uiuiui“, oft kombiniert mit „bist narrisch“. Zwei Minuten Corona-Befreiung im Höllentempo als Genuss vor dem Fernseher. Am Ende der Illusion wartet schließlich das publikumslose Zielgelände.
Diese Verheißungen überfordern die eigene Vorstellungskraft. Worüber werden wir uns unterhalten, wenn die Pandemie hinter uns liegt? Leidenschaftliches Kinofilm-Besprechen, endloses Wetter-Fachsimpeln oder die Diskussionen über zweifelhafte Liedtextzeilen von Andreas Gabalier? Manchmal, ja manchmal, kann man es kaum noch erwarten.