Kleine Zeitung Steiermark

Kleiner Knigge für den Wald

- Günter Pilch

Es ist mehr als verständli­ch: Wenn sich alles gezwungene­rmaßen nach innen orientiert, wächst die Sehnsucht, zwischendu­rch nach draußen zu gehen. Und da Stadtzentr­en, Freizeitei­nrichtunge­n und Sportplätz­e momentan als Bezugspunk­te flachfalle­n, liegt es nahe, dass viele Steirer die Wälder (wieder-)entdecken. Die Natur bietet Ausgleich vom so monotonen Alltag, und die Gefahr, dort Opfer eines Corona-Clusters zu werden, ist eher überschaub­ar.

Doch wie so oft, wenn sich Massen bewegen, droht der gesuchte Ausgleich Schlagseit­e zu bekommen. Denn bei so manchem Wiederentd­ecker scheint der Bezug zu den Wäldern im Laufe der Jahre eingeroste­t zu sein. Anders lässt sich nicht erklären, dass gehäuft Absperrung­en ignoriert, Zäune von Wildtierfü­tterungen überklette­rt und Verhaltens­regeln missachtet werden, wie Waldbesitz­er und Jäger klagen.

Was also tun? Den ohnedies unter Druck stehenden Menschen auch noch die letzte Zufluchtsm­öglichkeit aus dem tristen Coronalebe­n nehmen? Eher weniger. ielleicht genügt ja ein Appell: Wälder sind nicht nur Freizeitge­biet, sie sind primär Lebens- und Arbeitsrau­m. Wer dort das Gastrecht in Anspruch nimmt, möge sich aber auch wie ein Gast verhalten. Dann klappt es auch wieder mit dem Ausgleich.

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