In Österreich sollen E-Autos Jobmotor sein
Der Umstieg auf Elektroantriebe dürfte in der Autoindustrie viele Jobs kosten. Hier könnten Zulieferer allerdings profitieren.
Der historisch größte Umbruch in der Automobilindustrie, weg von Verbrennungsmotoren hin zu Elektroautos, dürfte für Österreich deutlich mehr Chancen als Risiken bergen. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht in der E-Mobilität gar einen Jobmotor für das Land. 7300 zusätzliche Jobs könnten bei den Zulieferern in den nächsten Jahren entstehen, so die Ministerin am Donners
tag bei einer Studienpräsentation. Die Wertschöpfung könnte bis 2030 um 20 Prozent pro Jahr zulegen.
In Zahlen würde das aktuell ein Plus von 645 Millionen und eine Steigerung auf vier Milliarden Euro bedeuten. Aktuell gibt es in der Branche 34.400 Jobs. Errechnet hat diese Zahlen das österreichische Fraunhofer Institut. Sein Geschäftsführer Wilfried Sihn beurteilt Österreichs Ausgangslage im Automotive-Sektor völlig anders als etwa in Deutschland, wo der Umbruch sehr viele Jobs kosten dürfte. Sihn: „Die Elektromobilität wird auch Arbeitsplätze vernichten. Das ist richtig. Die gute Nachricht ist: aber nicht in Österreich.“Viele Zulieferer seien in Sektoren aktiv und stark, die vom Wandel weniger betroffen seien, etwa im Bereich der Steuerungstechnologien. Ein „Selbstläufer“werde der Umstieg aber trotzdem nicht. „Weil wir größtenteils von Klein- und Mittelbetrieben reden, wird es entsprechende Unterstützung brauchen“, macht Sihn deutlich.
Die breite Bevölkerung werde übrigens erst stärker in die EMobilität investieren, wenn es auch eine ausreichende Infrastruktur fürs Laden gebe. „Da sind massive Investitionen nötig“, so Sihn – was ebenfalls zu weiteren Jobs führe. Daraus ließen sich etwa tausend weitere Arbeitsplätze ableiten.
Gewessler erklärte in diesem Zusammenhang, dass sie mit der Justizministerin an einem „Right to plug“, an einem Recht auf eine Stromladestelle in Eigentumswohnanlagen, arbeite. Der Mietbereich solle später ebenfalls folgen.
„Eine Kehrseite der Medaille gibt es auch“, mahnt Sihn, „den Fachkräftemangel hat unsere Studie eindeutig bestätigt.“Wenn ein Auto künftig so etwas wie ein Smartphone auf Rädern sei, „dann wird das ganz andere Qualifikationen brauchen“, warnt Sihn davor, dass damit vor allem kleine Unternehmen völlig überfordert sein könnten. „Die haben einfach keine Stabstellen, an Unis zu gehen, um sich dort gute Leute zu suchen.“