Wenn der Lockdown versandet
Die Infektionszahlen sinken nur langsam. Für die Regierung eine Folge der britischen
Virusmutation. Experten widersprechen.
17. 119. 118. 117. Die SiebenTage-Inzidenz-Zahl zu verfolgen, den Goldstandard der Covid-Maßzahlen, ist eine zähe Angelegenheit, wenn man weiß, dass Experten sich wünschen, dass dieser Wert eigentlich unter 25 liegen sollte. Und dass die Politik zumindest einen Wert von 50 anvisiert hat, um über Lockerungen nachzudenken.
50 Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, das entspricht rund 700 nachgewiesenen Neuinfektionen pro Tag – und davon ist Österreich kurz vor der neuerlichen Verlängerung des dritten Lockdowns noch immer weit entfernt: 1575 Ansteckungen hat das Gesundheitsministerium am Freitag vermeldet; die Infektionskurve geht zwar tendenziell nach unten, aber nur sehr, sehr langsam. „Eine Seitwärtsbewegung“heißt es, zunehmend frustriert, in Regierungskreisen, wo man darüber nachdenkt, wie lange man den Lockdown noch fortschreiben kann.
Natürlich wirke der Lockdown noch, heißt es aus der Runde jener, die über die Corona-Maßnahmen entscheiden – ohne Einschränkungen wären die Intensivstationen längst überlaufen, Hunderte, Tausende würden sterben. Aber ja, „es geht langsamer, als wir uns das gedacht haben“. Angesichts der Erfahrung mit früheren Lockdowns und internationalen Vergleichen hätte man damit gerechnet, dass die Inzidenz pro Tag etwa um 5 sinken müsste, sobald der Lockdown anschlägt – nun geht es viel langsamer.
dafür hat man inzwischen ausgemacht: Die erstmals in Großbritannien nachgewiesene Virusvariante B 1.1.7, die ansteckender als das „klassische“Coronavirus sein dürfte, soll sich so stark in Österreich ausbreiten, dass die Effekte des Lockdowns konterkariert würden.