„Den Platz überlassen wir nicht den Schwurblern“
„Die Partei“mischt sich in Coronademo-Szene. Heute protestiert man „gegen so ziemlich alles Schlechte“.
Bill Gates zwingt mich, dieses Schild zu halten“und „Chips zu jeder Impfung“steht auf ihren Schildern. Oder: „Maske tragen!“, illustriert mit einem mittelalterlichen Pestdoktor samt Schnabelmaske.
Bei fast allen Corona-Demonstrationen in Graz mischten sich Mitglieder von „Die Partei“in die Menge. Mit hintergründigem Humor wollen sie in einer konfusen Szene, in der sich auch Extremisten und Verschwörungstheoretiker tummeln, für noch mehr Verwirrung sorgen. „Unsere Intention bei den Demos im Dezember war, uns das einmal anzuschauen – und vielleicht ein paar Verwirrte abzufangen, die uns dann auch wählen“, sagt Nikita Reichelt, „Statthalter von Graz“der Bewegung.
Gegründet wurde „Die Partei“2004 von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“in Deutschland, breite Bekanntheit erreichte sie 2014 durch
Martin Sonneborns
Einzug ins EU-Parlament. In Graz gibt es derzeit etwa zwölf aktive Mitglieder, 2017 versuchte man schon, bei der Gemeinderatswahl anzutreten, schaffte aber die Hürde zur Kandidatur nicht.
Anfänglich mischte man sich nur mit Schildern unters Publikum, „um das nicht unkommentiert stehen zu lassen“. Dabei seien Androhungen von Gewalt nicht ausgeblieben. Heute lädt man selbst um 14 Uhr am Hauptplatz zur – korrekt angemeldeten – „Demo gegen so ziemlich alles Schlechte“. Nämlich: „Faschismus, Klimawandelleugnung, Coronaverharmlosung, soziale Ungleichheit, Tierquälerei, inhumane Behandlung Schutzsuchender, Rassismus, Sexismus, Ableismus, Misogynie und schlechtes Wetter!“
Die Teilnehmer werden gebeten, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten. Dahinter steckt nicht nur Aktionismus: „Schwurblern, die menschenverachtende Ideen aus dem rechten Eck vertreten, wollen wir den Hauptplatz nicht überlassen“, sagt Reichelt. In einschlägigen Foren seien nämlich bereits fixe SamstagsProteste angekündigt worden.
Reichelt spricht beim Hauptplatz aber auch gleich von „dem Platz, von dem wir nach der nächsten Gemeinderatswahl aus unser schönes Graz aus regieren wollen“. Erklärtes Ziel der Satirepartei sei, den Bürgermeister abzusetzen – „und ihn durch einen unserer Parteisoldaten abzulösen“.