„Die Räume der Reflexion sind zu eng“
Das Grazer Schauspielhaus stellt sein Programm um. Wieder einmal. Intendantin Iris Laufenberg über die Sehnsucht nach Geschichten, ungeliebte Opferrollen
und die Zukunft des Theaters.
Ich persönlich sehe mich überhaupt nicht als Opfer. Aber ich sehe mich in der Verantwortung, für möglichst viele freie KünstlerInnen mitzusorgen, die keine Arbeit haben, wenn wir nicht spielen dürfen. Meine Strategie ist es, alle am Arbeiten zu halten. Wir dürfen ja proben, diese Verabredung ist mit der Politik getroffen, und da sind Freischaffende dabei.
2023 wechseln Sie ans Deutsche Theater in Berlin. Glauben Sie, dass sich der Kulturbetrieb dann wieder ohne Corona denken lässt? Ohne Auflagen im Spielbetrieb?
Ich denke, wir müssen gesamtgesellschaftlich aufhören, Corona unter dem Aspekt „Wann hört das endlich auf?“zu denken und zu warten, dass sich das Thema erledigt. Das wird nämlich nicht passieren, wenn wir uns nicht mit den Ursachen befassen. Wenn der Mensch weiterhin die Wälder rodet, den Wildtieren die Räume nimmt und überhaupt keine Vorstellung davon hat, dass er ein Teil der Natur ist und nicht ihr Herrscher: Wenn sich das nicht ändert, werden wir weiter mit solchen Gefahren leben müssen.
An die Zukunft des Theaters glauben Sie trotzdem?
Nach wie vor.
Und Sie spielen ab 1. März?
Hoffentlich. Ich halte unsere Sicherheitskonzepte für verlässlich. Und wir testen, testen, testen. Das ist ein wirksamer Teil des Präventionskonzeptes, wir haben immer Überblick über das Geschehen, das Virus hat sich nie im Theater verbreitet.
Aber falls das Publikum sich ansteckt, lähmt das den Betrieb erst recht, oder?
Ich denke, wir können uns auf Abstandsregeln, Mundnasenschutz, Lüftung verlassen. Wir sind ja auch daran interessiert, dass die Gesellschaft funktioniert. Das Problem ist die mangelnde Logik in der politischen Argumentation. Der Test, den wir künftig kontrollieren sollen, ist 48 Stunden alt. Ich mache das mit, aber wichtiger wäre es, die Leute so zu informieren, dass sie die Maßnahmen verstehen und mittragen.