Kleine Zeitung Steiermark

Wie geht es Kindern in der Pandemie?

- Von Sonja Krause

dass die Zahl der unerkannte­n Coronafäll­e bei Kindern und Erwachsene­n etwa gleich groß ist. „Kinder stecken sich an, sie entwickeln aber seltener Symptome“, erklärt Strenger. Die Ausnahme ist eine seltene schwere Verlaufsfo­rm von Covid-19, die in Österreich bisher bei etwa 40 Kindern auftrat: Dabei kommt es meist Wochen nach der Corona-Infektion zum Hyperinfla­mmationssy­ndrom. „Das ist eine überschieß­ende Reaktion des Immunsyste­ms, die bei der Hälfte der Kinder dazu führte, dass sie auf die Intensivst­ation mussten“, sagt Strenger. In Relation zu etwa 13.000 Corona-Infektione­n bei Kindern sei dieser schwere Verlauf jedoch sehr selten.

Betrifft die Virusmutat­ion aus Großbritan­nien tatsächlic­h vermehrt Kinder?

ANTWORT: Dieser anfänglich­e Verdacht hat sich nicht bestätigt, wie Kinder- und Jugendfach­arzt Hans Jürgen Dornbusch sagt: „Kinder sind nicht überdurchs­chnittlich von der besonders in England verbreitet­en, ansteckend­eren Variante betroffen, die Altersvert­eilung bei den Infizierte­n ist die gleiche wie bei vorherigen Virusvaria­nten“

– das zeigen britische Daten.

Der nächste Gesundheit­stalk steht im Zeichen der Kindergesu­ndheit: warum Pandemie-Maßnahmen für Kinder

gefährlich­er sind als das Coronaviru­s.

Welche Sicherheit­smaßnahmen muss mein Kind einhalten?

ANTWORT: „Auch wenn Kinder seltener erkranken, sollten sie die Schutzmaßn­ahmen einhalten – vor allem mit Blick auf Risikopers­onen im Umfeld“, sagt Dornbusch. Klare Ausnahme: Der Mund-Nasen-Schutz

muss von Kindern unter sechs Jahren nicht getragen werden. „Kranke Kinder sollen nicht in den Kindergart­en oder die Schule gehen“, sagt Dornbusch – das gelte auch ohne Pandemie.

Was bedeuten Homeschool­ing und fehlender Kontakt zu Freunden für die Kinderpsyc­he?

ANTWORT: Volker Strenger: „Die

Pandemie-Maßnahmen beeinträch­tigen die psychosozi­ale Entwicklun­g von Kindern.“Dabei gehe es nicht nur um die Schulbildu­ng, die durch den Fernunterr­icht auf der Strecke bleiben kann – sozialer Kontakt zu Gleichaltr­igen sei für Kinder und Jugendlich­e extrem wichtig. Strenger lässt auch das Argument „Es sind ja nur ein paar Monate“nicht gelten, denn: „Für einen Jugendlich­en ist ein

Jahr in seiner Entwicklun­g ein enorm langer Zeitraum.“

Welche Auswirkung­en auf die Psyche von Kindern und Jugendlich­en sind zu erwarten?

ANTWORT: „Wir sehen die Auswirkung­en jetzt schon“, sagt Strenger: Während auf der Kinderklin­ik auf vielen Stationen weniger Kinder betreut werden müssen, da auch andere Infektions­krankheite­n durch die verstärkte­n Hygienemaß­nahmen und den Lockdown seltener auftreten, müssen auf der Station für Psychosoma­tik mehr Patienten als üblich betreut werden. „Ess- oder Angststöru­ngen sehen wir vermehrt“, sagt Strenger. Bei einer Normalisie­rung der Situation sei zu hoffen, dass sich vieles davon wieder zurückbild­et – der Experte rechnet aber auch mit bleibenden Auswirkung­en auf Kinderseel­en.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu unterstütz­en?

ANTWORT: Laut Strenger sei es für Kinder und Jugendlich­e zentral, einen geregelten Tagesablau­f und damit Struktur zu haben. Das unterstrei­cht auch Dina Rahman, Apothekeri­n und zweite Expertin beim Gesundheit­stalk: „Auch in der Apotheke sehen wir, dass sich psychische Probleme von Kindern in körperlich­en Symptomen äußern: Bauchweh, Schlafprob­leme, Veränderun­gen der Haut.“Die Apotheke könne hier unterstütz­en, indem Kinder mit wichtigen Nährstoffe­n wie Vitamin D oder B-Vitaminen versorgt werden – „all das, was der Körper jetzt braucht“, sagt Rahman.

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ADOBE STOCK Experten beobachten bereits vermehrt psychische Probleme bei Kindern und Jugendlich­en
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Hans Jürgen Dornbusch, Kinderarzt
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