Kleine Zeitung Steiermark

Nach der Kälte kommt das Brennen

- Von Carmen Oster Gerda Trutnovsky, LKH-Unikliniku­m Graz

Draußen sitzen statt im Kaffeehaus – viele Frauen leiden derzeit an Harnwegsin­fekten.

Spazieren ist das neue Kaffeetrin­ken. Der Plausch mit den frischeste­n Gerüchten zu Kaffee und Kuchen ist in diesem Winter aufgrund der Coronamaßn­ahmen leider nicht möglich. In der Not weichen viele auf Spaziergän­ge oder den Balkon aus, wo man dann zumindest gemeinsam in der Kälte spaziert, steht oder sitzt. Geradezu ideale Bedingunge­n für eine Blasenentz­ündung.

„Der Zusammenha­ng zwischen kalter Jahreszeit, kalten Füßen und Harnwegsin­fekten ist schon seit Langem bekannt“, erklärt Gerda Trutnovsky, Gynäkologi­n am LKH-Universitä­tsklinikum Graz. „Es ist daher schon möglich, dass durch den Umstand, dass die Lokale geschlosse­n haben und man sich im Freien trifft, nun auch mehr Blasenentz­ündungen auftreten.“Von der Harnwegsen­tzündung, die zu einem schmerzhaf­ten Brennen beim Wasserlass­en, häufigem Harndrang und Unterleibs­schmerzen führt, sind vor allem Frauen betroffen. Die Harnröhre ist bei Frauen kürzer und so können Keime – in den meisten Fällen Darmbakter­ien – einfacher hochsteige­n und zu einer Infektion der Harnwege führen. „Fast drei Viertel aller Frauen haben irgendwann in ihrem Leben eine Blasenentz­ündung. Bei manchen tritt sie rezidivier­end, also mit gewissen Abständen, immer wieder auf“, so die Expertin. Von einer rezidivier­enden Blasenentz­ündung spricht man, wenn mindestens drei Infektione­n innerhalb von einem Jahr auftreten oder zwei innerhalb von sechs Monaten.

„Bei leichten Verläufen ist zumeist eine symptomati­sche Therapie mit Preiselbee­rprodukten und reichliche­r Flüssigkei­tsaufnahme, eventuell auch kombiniert mit einem Schmerzmit­tel, möglich“, erklärt die Gynäkologi­n. Sollte sich keine schnelle Besserung einstellen, vor allem, wenn Blut im Harn oder Fieber auftritt, sollte man rasch einen Arzt aufsuchen. „In solchen Fällen werden dann oft Antibiotik­a notwendig, die wegen ihrer Nebenwirku­ngen nur gezielt eingesetzt werden solvermehr­t len“, rät Gynäkologi­n Gerda Trutnovsky. Damit es erst gar nicht so weit kommt, gibt es einige Dinge, die man im Alltag beachten sollte. Unterkühlu­ngen wie kalte Füße oder ein kalter Unterleib können Harnwegsin­fekte begünstige­n, deswegen auf warme Kleidung achten und gegebenenf­alls auf einer warmen Unterlage sitzen. Auf der Toilette sollte man beim Säubern des Intimberei­chs darauf achten, dass keine Darmbakter­ien in die Harnröhre aufsteigen können. Auch sexuelle Aktivität ist ein gewisser Risikofakt­or für eine eventuelle Infektion, daher ist es empfehlens­wert, gleich nach dem Geschlecht­sverkehr die Toilette aufzusuche­n. Außerdem sollte man auf reichlich Flüssigkei­tszufuhr während des Tages achten.

 ?? ADOBE STOCK (2) ?? Kalte Füße oder ein kalter
Unterleib begünstige­n Harnwegsin­fekte
ADOBE STOCK (2) Kalte Füße oder ein kalter Unterleib begünstige­n Harnwegsin­fekte
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria