Kleine Zeitung Steiermark

Von der Lehrwerkst­att ins Chefbüro

- Von Manfred Neuper

Vom Elektriker­lehrling zum Technikvor­stand, vom Druckerleh­rling zum Managing Director – Karrierewe­ge in der steirische­n Industrie.

Von der Lehrwerkst­att ins Vorstandsb­üro – ja, auch dieser Karrierewe­g ist möglich, wie die Biografie von Heinz Moitzi (64) eindrucksv­oll zeigt. 1975 hat der gebürtige Zeltweger bei den Stadtwerke­n Judenburg seine Lehre als Elektroins­tallateur abgeschlos­sen. Dass er fünf Jahre später auch noch die HTLMatura draufsetzt­e, hat er auch seinem damaligen Mathematik­lehrer in der Berufsschu­le zu verdanken, wie sich Moitzi erinnert. Dieser

habe ihn damals nachhaltig beeindruck­t, „er hat uns mit mathematis­chen Modellen vorgerechn­et, wie sich eine Brücke durchbiegt, wenn auch nur eine Mücke auf ihr landet“, so der heutige Technik-Vorstand des Hightech-Konzerns AT&S. „Zuerst habe ich

gedacht, Schwachsin­n, eine Brücke und eine Mücke, was soll das?“Doch durch die Art, wie dieser Lehrer, ein Ingenieur, mathematis­che Lösungen aufgezeigt habe, „ist in mir der Entschluss gereift, dass ich das auch können möchte“. Daher habe er sich nach der Lehre ganz bewusst für die HTL für Elektrotec­hnik entschiede­n, „gerade in den ersten beiden Jahren musste ich kämpfen und aufholen“, erinnert sich Moitzi. Doch die Lehre habe sich als gutes Fundament erwiesen – auf theoretisc­her, auf praktische­r, aber auch auf sozialer Ebene. Noch heute streicht der Spitzenman­ager hervor: „Diese Grundlagen helfen dir auch als Führungspe­rsönlichke­it.“Die unmittelba­ren Reaktionen, die er als Elektriker­lehrling auf Baustellen von Kunden erhalten habe, der konsequent­e Blick auf Qualität, auf den Umgang mit Ressourcen, die Kollegiali­tät, die durch das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel entstehe – „all das sind entscheide­nde Learnings, die in der Lehrzeit prägend für mich waren“, so Moitzi.

Auch der Werdegang von Pemir

ter Szabó (51), Managing Director des Verpackung­sspezialis­ten AR Packaging Graz, fällt unter die Kategorie „Karriere mit Lehre“. Er schloss 1988 eine Druckerleh­re ab, es folgten die HTL-Matura, eine Controller­Ausbildung und jahrelange berufliche Praxis im Ausland. Auch er bezeichnet seine Lehrzeit bis heute „als wichtig und prägend für mich“. Worauf kommt es in der persönlich­en berufliche­n Entwicklun­g an? „Es ist ganz wesentlich, jene Aufgaben, die man hat, mit voller Hingabe zu erfüllen, wer immer nur auf die nächste Sprosse auf der Karrierele­iter schielt, dem fehlt schnell der Fokus“, so Szabó.

„Als Führungskr­aft kann man keine Fassade vor sich hertragen, man muss authentisc­h sein, sonst wird man auf Dauer nicht erfolgreic­h sein.“Ihm selbst habe seine Lehre als Drucker dabei geholfen, „auch wenn ich heute an der Maschine wahrschein­lich verloren wäre, weil sich durch Technologi­esprünge und Digitalisi­erung so viel weiterentw­ickelt hat, aber es hilft dabei, die Prozesse zu verstehen“. Lernwillig­keit und Offenheit seien aus seiner Sicht die maßgeblich­en Faktoren und Szabó streicht hervor: „Die fachliche Kompetenz ist nur dann wertvoll, wenn menschlich­e und soziale Kompetenz entspreche­nd mitentwick­elt werden.“Dafür bietet AR Packaging Graz flankieren­d u. a. zusätzlich­e Ausbildung­en an, die von Teambuildi­ng über Suchtpräve­ntion bis hin zu Englischku­rsen reichen. Die Bandbreite der Berufsbild­er im Unternehme­n sei breit und spannend, „ein Drucker bewegt sich heute nicht mehr mit schmutzige­n Händen durch die Druckwerke, er bedient Hochleistu­ngsmaschin­en mit zwei Quadratmet­er großen Touchscree­ns“, so Szabó. „Eine gut ausgebilde­te Fachkraft gehen zu lassen, das überlegt man sich dreimal, wir bilden grundsätzl­ich auch aus, um die Fachkräfte dann zu behalten.“

„Neugierde und Offenheit“bezeichnen sowohl Szabó als auch Moitzi als zeitlose und entscheide­nde Grundtugen­den. Lehrlinge bei AT&S haben „mit hochkomple­xem Equipment im Wert von Millionen zu tun, mit Maschinen aus der ganzen Welt, das macht es auch so spannend“. Ist ein Karrierewe­g wie seiner auch heute noch denkbar? „Warum nicht? Man sieht ja, dass es geht, es ist aber wie im Sport, wer Erfolg haben will, muss dafür brennen und Ausdauer haben. Auf gut Steirisch gesagt: Von nix kommt nix.“Das Rüstzeug, das mit einer Industriel­ehre einhergehe, sei profund, eine gute Basis, „aber es gilt, stets am Ball zu bleiben“. Auch AT&S unterstütz­e die Fachkräfte von morgen mit einer Vielzahl zusätzlich­er Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten. Moitzi verweist auch auf die vielen Zukunftsth­emen, u. a. künstliche Intelligen­z, Robotik, autonomes

Fahren, „alles, was da kommt, geht ohne diese

Schlüssela­rbeitskräf­te

– und damit ohne

Lehre – nicht“.

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Heinz Moitzi, AT&S
 ??  ?? Peter Szabó, AR Packaging
Peter Szabó, AR Packaging

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