„Wir müssen Leute noch nicht sterben lassen“
Es sind die Momente, die jeder Pfleger, der auf einer Covid-Intensivstation arbeitet, fürchtet. „Meistens geht es ganz schnell“, erzählt der 25jährige Pfleger, der in einem Wiener Gemeindespital tätig ist, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Innerhalb weniger Stunden verschlechtert sich der Zustand so rapid, dass man den Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen und intubieren muss.“Diesem Schritt geht im Regelfall ein Gespräch mit dem Patienten voraus, das an Dramatik kaum zu überbieten ist. „Die Leute haben panische Angst, fragen, ob es wirklich nötig ist, wollen noch schnell ihre Angehörigen sprechen.“Letzte Woche traf es einen 50-Jährigen, der seine Frau sprechen wollte. „Wir haben sie via Facetime angerufen. Sie war den Tränen nahe und wollte verzweifelt wissen, ob er das überstehen wird.“Oder eine 39-jährige Mutter, die übergewichtig war, aber keine Vorerkrankungen hatte und sich mit ihrem Mann verbinden ließ, der mit den beiden kleinen Kindern zu Hause war. „Sie hatte schreckliche Angst. Weil er in Quarantäne war, konnte er nicht einmal zu ihr.“Was den Pfleger so erschüttert: „Das sind alles Leute, die mitten im Leben, im Beruf stehen, Familie haben und dann plötzlich hier liegen.“
Thomas Staudinger, Chef der Intensivstation am AKH, meint im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Der Lockdown hat uns bewahrt, dass wir in eine Katastrophe geschlittert sind.“Die Lage sei „extrem kritisch“, allerdings sei man „noch nicht gegen die Wand gefahren.“Noch nie seien so viele Herz-Lungen-Maschinen in Wien im Betrieb gewesen, das AKH habe gerade zehn neue Maschinen gekauft. Und zur Frage, ob man bereits zur Triage übergehen müsse: „Wir sind noch nicht so weit, dass wir die Menschen sterben lassen müssen.“ benden Blutplättchen scheinbar aktiviert werden. Das kann dazu führen, dass Blutplättchen sich an den Gefäßen anheften und damit unterschiedliche Thrombosen auslösen.
Wien verlängert Lockdown bis 2. Mai – wegen dramatischer Lage in Spitälern. Ein Bericht.
Wie konnte man so schnell die Ursache finden?
ANTWORT: Die „heiße Spur“, welcher die Wissenschaftler folgten, war eine gewisse Ähnlichkeit der vorliegenden Fälle mit selten Komplikationen, die bei einem Einsatz des Gerinnungshemmers Heparin auftreten können: Doch „keiner der Patienten hatte vor dem Auftreten der Symptome oder der Diagnose einer Thrombose Heparin erhalten“, heißt es vonseiten der Experten. Da das klinische Erscheinungsbild stark einem von Heparin ausgelösten Blutplättchenmangel ähnelte, wurden sofort Blutserumpro
ben untersucht. Diese zeigten, dass alle Betroffenen Antikörper gegen den Blutplättchenfaktor 4 hatten. Auch eine verstärkte Aktivierung der übrigen Blutplättchen konnte durch die Untersuchung nachgewiesen werden.
Wie häufig treten Thrombosen nach der Covid-19-Impfung mit AstraZeneca auf?
ANTWORT: Laut dem Angiologen Thomas Gary handelt es sich dabei um ein seltenes Phänomen: „Bei nur ungefähr einer von 100.000 Impfungen kommt es zu Thrombosen.“Außerdem sei das Thromboserisiko bei einem schweren Covid-Verlauf um ein Vielfaches höher als bei der Impfung. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hielt vergangene Woche klar fest, dass die Vorteile der Impfung weitaus überwiegen.
Was ist zu tun, wenn man den Verdacht auf eine Thrombose hat?
ANTWORT: Treten ein bis zwei Wochen nach der Impfung Schmerzen, etwa sehr starke Kopfschmerzen, und Schwellungen auf, sollte man den Hausarzt aufsuchen. Dieser kann durch eine Blutuntersuchung eine weitere Abklärung vornehmen und auch mögliche andere Erkrankungen erkennen bzw. ausschließen. „Erhärtet sich der Verdacht, wird eine Ultraschalluntersuchung Klarheit bringen“, erklärt Gary.
Können Thrombosen behandelt werden?
ANTWORT: Ja. Steht die Diagnose, folgt laut dem Angiologen meist eine blutverdünnende Therapie – die nicht auf Heparin basiert. Auch hoch dosiertes Immunglobulin kann zum Einsatz kommen.