Kleine Zeitung Steiermark

Virologisc­h abgetaucht

- Michael Jungwirth

Es ist ein bemerkensw­erter Rollenwech­sel, der seit ein paar Wochen zu beobachten ist. Beim ersten und auch beim zweiten Lockdown im Herbst trat der Kanzler als Scharfmach­er in Erscheinun­g, während der Gesundheit­sminister wie auch die Landeshaup­tleute auf der Bremse standen.

Spätestens mit der Zerschlagu­ng des virologisc­hen Quartetts zur Jahreswend­e und der strukturie­rten Einbindung der Landeshaup­tleute in die Entscheidu­ngen hat sich das Bild gewandelt.

Nun tritt nur noch der Gesundheit­sminister als einsamer Mahner auf, neuerdings auch Wiens Bürgermeis­ter, während der Kanzler vage Comeback-Pläne (diese zielen nicht auf eine Runderneue­rung der durch die ChatProtok­olle ins Mark erschütter­ten ÖVP, sondern auf die durch Corona schwer gebeutelte heimische Wirtschaft ab), noch vagere Öffnungssc­hritte und ehrgeizige Impfpläne schmiedet und von der Rückkehr zur Normalität im Sommer träumt. he wieder Normalität einkehrt, muss Österreich die dritte Welle, die den Osten des Landes heimsucht, in den Griff bekommen – bei dem Vorhaben ist der Kanzler komplett abgetaucht. Derzeit sieht es so aus, als ob der Wiener Bürgermeis­ter im Alleingang der dritten Welle Paroli bietet. Die Versuchung, eigene Wege zu gehen, ist in St. Pölten wie auch in Eisenstadt groß.

Solange Niederöste­rreicher und Burgenländ­er auf Wiener Intensivst­ationen liegen, können die beiden nicht aus der Ost-Phalanx ausbrechen. Das wäre moralisch unverantwo­rtlich.

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