Virologisch abgetaucht
Es ist ein bemerkenswerter Rollenwechsel, der seit ein paar Wochen zu beobachten ist. Beim ersten und auch beim zweiten Lockdown im Herbst trat der Kanzler als Scharfmacher in Erscheinung, während der Gesundheitsminister wie auch die Landeshauptleute auf der Bremse standen.
Spätestens mit der Zerschlagung des virologischen Quartetts zur Jahreswende und der strukturierten Einbindung der Landeshauptleute in die Entscheidungen hat sich das Bild gewandelt.
Nun tritt nur noch der Gesundheitsminister als einsamer Mahner auf, neuerdings auch Wiens Bürgermeister, während der Kanzler vage Comeback-Pläne (diese zielen nicht auf eine Runderneuerung der durch die ChatProtokolle ins Mark erschütterten ÖVP, sondern auf die durch Corona schwer gebeutelte heimische Wirtschaft ab), noch vagere Öffnungsschritte und ehrgeizige Impfpläne schmiedet und von der Rückkehr zur Normalität im Sommer träumt. he wieder Normalität einkehrt, muss Österreich die dritte Welle, die den Osten des Landes heimsucht, in den Griff bekommen – bei dem Vorhaben ist der Kanzler komplett abgetaucht. Derzeit sieht es so aus, als ob der Wiener Bürgermeister im Alleingang der dritten Welle Paroli bietet. Die Versuchung, eigene Wege zu gehen, ist in St. Pölten wie auch in Eisenstadt groß.
Solange Niederösterreicher und Burgenländer auf Wiener Intensivstationen liegen, können die beiden nicht aus der Ost-Phalanx ausbrechen. Das wäre moralisch unverantwortlich.
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