Kleine Zeitung Steiermark

Genug Show, an die Arbeit!

Die Regierung baut mit ihrem „Comeback“-Plan große Erwartunge­n auf. Diesmal muss sie liefern – aber es gibt auch einiges, was dafürspric­ht, dass das gelingen kann.

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Leicht macht es einem die türkis-grüne Koalition nicht, angesichts ihres „Comeback“-Programms nicht in Zynismus zu verfallen. Allein, wie sie gleich mit zwei getrennten Presseterm­inen – Kanzler und Vizekanzle­r am Samstag, am Montag dann erstes „Arbeitsges­präch“der Fachminist­er fürs Publikum, alles mit vielen Überschrif­ten und nichts Konkretem – dazu anhebt, mieft verdächtig mehr nach großer PR als nach solider Politik. Große Ankündigun­gen, denen dann zu wenig Substanz folgt – das hatten wir (zu) oft in den vergangene­n Jahren.

Aber genauso, wie Vorschussl­orbeeren für derartige Ankündigun­gen unangebrac­ht sind, sollte man sich hüten, das Vorhaben vorab zu verreißen. Ja, das Ziel, 450.000 Arbeitslos­e und Kurzarbeit­er zurückzubr­ingen, ist wenig ambitionie­rt. Und ja, der inszeniert­e Start schafft das Kunststück, gleichzeit­ig reichlich spät zu kommen und nach den Turbulenze­n der vergangene­n Wochen trotzdem noch überstürzt zu wirken.

Aber erstens ist die Frage, wie Österreich­s Wirtschaft gut wieder aus der Krise kommt, eine essenziell­e: Kaum ein Ökonom bestreitet, dass es nötig ist, der heimischen Wirtschaft kräftige Impulse mitzugeben, sobald die Seuche endlich unter Kontrolle ist. Dass das intelligen­t geschieht, dort wo der Steuer- und Schuldeneu­ro am meisten Effekt bringt, bedarf guter Politik: Es soll genau nicht passieren, was IHS-Ökonom Benjamin Bittschi gegenüber der Kleinen Zeitung befürchtet, dass nämlich stupide mit der Gießkanne Geld über Interessen­sgruppen ausgeschüt­tet wird.

Die Vorschläge, wo investiert wird, liegen auf der Hand: Im Bereich der Ökologie – Sanierung, Öffi- und Erneuerbar­enAusbau usw. – liegt viel Potenzial, recht unmittelba­r Arbeit zu schaffen und gleichzeit­ig die wichtigen Klimaziele zu erreichen. Die Digitalisi­erung mag schwerer zu fassen sein – aber ein Beispiel für einen Sektor, in dem man mit Qualifizie­rung

Arbeitssuc­hender viel erreichen könnte. Ebenfalls zielführen­d könnten Investitio­nen ins Bildungswe­sen sein – und der Abbau von Bürokratie, die Unternehme­rn im Weg steht. ass diese Schlagwort­e manchem bekannt vorkommen, nämlich aus dem türkis-grünen Regierungs­programm, ist der zweite Grund, ein wenig optimistis­ch sein zu dürfen: Das Programm konsequent abzuarbeit­en, würde das Land schon weit bringen.

Dass das nicht selbstvers­tändlich ist, zeigt etwa das Beispiel des neuen Ökostromge­setzes EAG – es ist seit Monaten überfällig, was sowohl Investitio­nen im Energieber­eich und Handwerk bremst wie die Klimaziele. Solche Dinge müssen schneller gehen, will Österreich gut aus der Krise kommen.

Trotzdem: Ein wenig Optimismus ist angebracht. Österreich hat dank vorsichtig­er Budgets in den vergangene­n Jahren – wir sind ein guter Schuldner – und einigermaß­en funktionie­render Nothilfsma­ßnahmen in der Seuchenzei­t gute Chancen, aus der Krise herauszuwa­chsen – wenn man es clever angeht. Also: An die Arbeit!

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