Kleine Zeitung Steiermark

Als Diesel und Baumateria­l weg waren

- Von Franz Pototschni­g Der Erstangekl­agte

Der Millionenb­etrug an der Baustelle des Semmering-Basistunne­ls hat seit Montag ein gerichtlic­hes Nachspiel.

Es begann mit einem Anruf im Jahr 2019 auf dem Diensttele­fon eines der Angeklagte­n. Weil dieser nicht da war, hob ein Kollege ab. Am anderen Ende der Leitung forderte ein Mann: „Ich brauche mehr Diesel!“Der Kollege gab dies an seinen Vorgesetzt­en weiter, und damit begannen Ermittlung­en, die anderthalb Jahre dauerten, der Fall findet seit gestern am Landesgeri­cht Leoben seinen Abschluss.

Sechs Angeklagte und 18 Zeugen, das dauert, weshalb elf Prozesstag­e anberaumt sind, wie Richterin Barbara Grundbichl­er einleitend sagte. Staatsanwä­ltin Elisabeth Uller wirft den sechs Männern, alles Österreich­er im Alter von 35 bis 68 Jahren, gewerbsmäß­igen schweren Betrug vor. Es geht um eine der größten Baustellen Österreich­s, genauer um das Baulos Grautschen­hof, einen sieben Kilometer langen Abschnitt des 27 Kilometer langen Semmering-Basistunne­ls auf steirische­r Seite.

Die Staatsanwä­ltin schilderte die Vorgangswe­ise: Es wurden fingierte Rechnungen gestellt, die von der Tunnelbau-Arge bezahlt wurden, obwohl es keine Lieferunge­n gab. Und es wurde Material bei Lieferunge­n abgezweigt, wofür etwa in Schottwien ein eigenes Zwischenla­ger für Diesel eingericht­et worden ist, wo der Diesel an Abnehmer günstig verkauft wurde. 300.000 Liter Diesel sollen abgezweigt worden sein.

hat bereits ein umfassende­s Geständnis abgelegt. Am Grautschen­hof war er für alle Kran- und Hebearbeit­en sowie für Transporte zuständig. Bei der Einvernahm­e am Montag schilderte er seine Rolle als Drehscheib­e für die groß angelegte Diesel-Abzweigung­en. Bei ihm als Ortskundig­em „haben sich plötzlich so viele Bauern gemeldet, die Diesel brauchen könnten, die ich vorher gar nicht gekannt habe“, sagte er. Er beschuldig­t den Zweitangek­lagten, dass er von diesem angesproch­en worden sei, um diese „Geschäfte“einzufädel­n. Dieser habe ihm einen Tankwagen geschickt, und er sollte das mit den Bauern abwickeln.

Die Bauern holten den Diesel mit Lkw oder großen Anhängern. Er habe dann bei den Bauern kassiert, den Liefersche­in unterschri­eben und Geld – um die 20.000 bis 25.000 Euro pro Tankwagen – sowie Liefersche­in beim Zweitangek­lagten abgeliefer­t. „Und zwar das gesamte Geld. Er kam zu mir in mein Büro in Gloggnitz oder wir trafen uns auf der S 6-Raststätte am Semmering.“Der Preis lag am Ende bei 70 Cent.

Er habe das gemacht, um mit den Kranarbeit­en im Geschäft zu bleiben. Ihm sei vom Zweitangek­lagten gesagt worden, das sei Geld „für die Handkasse der Obrigen“. Das sei so üblich auf Großbauste­llen. Der Tankwagenf­ahrer bekam übrigens jeweils um die 300 Euro.

Sein Anwalt betonte, dass sein Mandant nicht nur vollinhalt­lich geständig sei, sondern darüber hinaus auch wesentlich zur Aufklärung der Machenscha­ften beigetrage­n habe.

Ganz anders der Anwalt des Zweitangek­lagten: Sein Mandant, Baukaufman­n bei der

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