Glücksritter und Ältere „kämpfen“
Impfstraße in Klagenfurt: wo kein Abstand, aber Solidarität gilt.
Haben Sie schon gehört? Heute verimpfen sie Pfizer“, sagt ein junger Mann. – „Deshalb bin ich hier. Den Astra vom Hausarzt wollte ich nicht. Aber heute bin ich auf der Warteliste. Da immer viele abspringen, komme ich sicher dran“, antwortet ein älterer Herr. Er sollte sich täuschen.
Samstag, 17.30 Uhr, vor der Messehalle 3 in Klagenfurt haben sich mehr als 100 Personen versammelt. Sie alle haben keinen Termin für die drinnen laufende Impfaktion. Etwa die Hälfte hält aber stolz Zettel in den Händen – sie stehen auf Wartelisten, falls Impfstoff übrig bleibt. Der Rest? Glücksritter, die das Gerücht, man brauche sich nur lange genug anzustellen, hergelockt hat.
Diese Mär wollen wir beim Lokalaugenschein überprüfen.
Um 18 Uhr tritt jemand von der Organisation vor die Menge. Diese rückt noch näher, Abstände werden seit rund einer Stunde nicht mehr eingehalten. „Wir haben noch 32 Impfdosen übrig. 600 Personen stehen auf der Warteliste. Normalerweise telefonieren wir die ab, aber wenn so viele hier sind … Wir können jedoch nur über 70-Jährige drannehmen.“Rund 50 Personen drängen zur Tür. Ein Polizist versucht vergebens, die
Menge zu zügeln und auf die Mindestabstände aufmerksam zu machen. Eine Frau, sicher weit über 70, bleibt im Abseits. „Das ist doch verrückt. Da hält niemand den Abstand ein.“
„Das geht sich ja nicht einmal für die Ältesten aus“, wird den meisten bewusst. Peinlich berührt, dass sie sich auch Hoffnungen gemacht haben, machen die Jungen Platz. Kein Gedränge, kein Streit um Impfdosen zwischen den Generationen, aber viel Kritik: „Da müssen sich die Pensionisten wie im Krieg als Bittsteller anstellen. Und einige werden leer ausgehen.“Rund 20 Ältere kommen tatsächlich nicht zum Zug. „Bleiben wir auf der Warteliste?“– „Nein, die gilt nur heute.“as Land Kärnten hat reagiert: Security wurde positioniert, und die Polizeipräsenz wird gesteigert.
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